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BLACKBERRY- 73. Berlinale

Jay Baruchel (Foto: Budgie Films Inc.)

BLACKBERRY- 73. Berlinale

Bei der 73. Berlinale lief in der Kategorie Wettbewerb der kanadische Spielfilm BLACKBERRY.

Er entstand 2023 und hat eine Länge von knapp zwei Stunden. Regie führt Matt Johnson. Der Regisseur hat das Buch „Losing the signal“ der Autoren Jacquie McNish und Sean Silcoff als Grundlage für seinen Film genommen. Der Regisseur ist auch zusammen mit Matthew Miller für das Drehbuch verantwortlich. Zudem hat er eine der Hauptrollen übernommen.

Es geht um Aufstieg und Fall beim ersten Smartphone weltweit, dem BLACKBERRY. Die Geschichte erinnert an Hans Fallada und seinen Roman „Ein Mann will nach oben“ oder an „Dädalus und Ikarus“. Zuerst ging alles gut. Ikarus wurde bei dem gemeinsamen Höhenflug mit seinem Vater Dädalus übermütig und kam der Sonne zu nah. Das Wachs seiner Flügel schmolz und die Federn konnten ihren Dienst nicht mehr erfüllen. Der Übermütige stürzte ins Meer und ertrank.

Mit Übermütigen, mit Traumtänzern macht uns Regisseur und Drehbuchautor Matt Johnson vertraut. Einer davon ist er selbst. Er spielt den genialen IT-Fachmann Doug Fregin. Der hat fantastische Ideen. Man sieht ihn immer in T-Shirts und kurzer Hose. Er ist kein Managertyp, er will es auch gar nicht sein. Er besorgt für die „Jungens“, wie er seine Mitarbeiter in der Bruchbude, die als Firma dient, regelmäßig Hamburger und lädt zu Filmabenden ein. In der Minifabrik schaut man sich die Filme an. Das Verhältnis Boss zu den Mitarbeitern gilt als sehr kumpelhaft. Es kommt schon mal vor, dass einer der Mitarbeiter auf sein Gehalt etwas länger warten muss. Die Minifirma ist sehr oft knapp bei Kasse. Da kann schon mal der ein oder andere Gehaltsscheck halt platzen. 

Jay Baruchel, Pranay Noel, Steve Hamelin, Matt Johnson, Ethan Eng, Ben Petrie, Michael Scott (Foto: Budgie Films Inc.)

Jay Baruchel („Mein Name ist Fish“, „Nachts im Museum“. „Duell der Magier“) spielt Mike Lazaridis. Der 1961 geborene IT-Fachmann kam in der Türkei zur Welt und wanderte zusammen mit seinen Eltern in die USA aus. 1966 verließ man die Türkei. Lanzaridis gründete die Firma „Research in Motion“, aus der später Blackberry wurde. Auf dem Höhepunkt seiner Macht nannte man 2003 sogar einen Asteroiden nach ihm.   Im Gegensatz zu Doug kann er bei Verhandlungen mit Topmanagern und Bankern wenigstens auf einen Anzug aus dem Kaufhaus verweisen. Man hat es, was die Kleiderordnung betrifft, mit einem Klimax zu tun. Ganz oben steht der knallharte Manager Jim Balsillie. Glenn Howerton („Alles muss raus“, „Der Vietnamkrieg-Trauma einer Nation“) spielt diesen Mr. Superkapitalist. Er kommt zu der Firma „Research in Motion“ und sorgt dafür, dass zwei begnadeten Erfindern ein bisschen Buchführung und Verkaufstalent beigebracht wird. Ohne diesen Topmanager hätte es Blackberry wohl nie gegeben. Der weltweite Marktanteil lang einst bei fast 33 Prozent. Wie bekannt, nach Rechtsstreitigkeiten verlor man gegen die Mitbewerber Apple und Samsung zahlreiche teure Prozesse.  

Matt Johnson zeigt mit seinem beeindruckenden Film: Die Bäume wachsen nicht in den Himmel hinein! Das deutsche Sprichwort „Hochmut kommt vor dem Fall“ steht sinnbildlich für den Aufstieg von Blackberry und seinen Untergang. Da wir gerade den Untergang erwähnt haben: Die Schiffsbauer der „Titanic“ sprachen beim Stapellauf davon, dass dieses Schiff unsinkbar sei. Das traurige Ende des Luxusdampfers ist ebenfalls bekannt.

Den Verantwortlichen der Berlinale ist mit der Uraufführung des Films Blackberry bei den 73. Filmfestspielen ein ganz großer Wurf gelungen.

Text: Volker Neef

Foto: Budgie Films Inc.

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Frank Pfuhl
Frank Pfuhl
SDHB Redaktion Berlin