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Verband Insolvenzverwalter Deutschlands tagte in Charlottenburg 

"Wegen Insolvenz geschlossen" (Foto: Volker Neef)

Verband Insolvenzverwalter Deutschlands tagte in Charlottenburg 

Aktuell redet man darüber, dass der Warenhauskonzern „Galeria Karstadt Kaufhof“ insolvent ist. Das Schuhhaus Görtz mit seinen 160 Filialen ist ebenfalls in die Insolvenz geraten. Die große Bäckereikette „Goldjunge“ aus Franken hat es auch erwischt. Der ein oder andere erinnert sich noch an die Drogeriemarktkette Schlecker, die bereits 2012 das hingelegt hatte, was im Volksmund „Firmenpleite“ genannt wird. Autoliebhaber können sich noch schmerzlich an wunderbar gestylte Autos mit Namen wie Isabella oder Hansa aus dem Hause Borgwardt in Bremen erinnern. Bereits 1963 löste sich der Hersteller von PKWs und LKWs aufgrund einer Insolvenz auf. 

Versteigerungsobjekte der AURENA Group (Foto: Volker Neef)

Gerät aktuell ein deutsches Unternehmen, aber auch ein Freiberufler, in eine finanzielles Schieflage, kommt sehr oft der VID ins Spiel. Vom 2. bis zum 4. November fand der dreitägige Kongress des VID in Berlin-Charlottenburg statt. 

Der Verband Insolvenzverwalter Deutschlands (VID) ist der Berufsverband der in Deutschland tätigen Insolvenzverwalter. Der VID vertritt fast 500 Mitglieder und damit die überwiegende Mehrheit dieser Berufsgruppe.  

Christoph Niering (Foto: Volker Neef)

Der Vorsitzende Dr. jur. Christoph Niering ist Fachanwalt für Insolvenzrecht. Er hat dieses Amt bereits seit 2011 inne. Wer jetzt als Außenstehender denkt, Dr. jur. Christoph Niering und seine Kolleginnen und Kollegen sehen ihr Tun einzig und allein darin, eine Insolvenz durchzuführen, der irrt gewaltig. Der VID steht Unternehmen zur Seite, wenn die Sorgenfalten der Inhaber, der Verantwortlichen in der Buchhaltung, in der Verkaufsabteilung oder anderen Bereichen, sehr groß geworden sind und dunkle Wolken über die Büroräume der Firma ziehen. Der VID sucht zuerst nach einer tragfähigen Lösung. Diese Lösung kann durchaus eine Sanierung des Unternehmens sein, wenn eventuell auch eine sehr schmerzhafte Sanierung. Ziel ist es immer, das Unternehmen, wenn es irgendwie noch möglich ist, am Leben zu erhalten. Eventuell haben Firmeninhaber die Situation als aussichtlos angesehen, die Fachleute des VID sehen aber Licht am Ende des langen Tunnels. Sie sind auch im Einsatz als Sachverwalter, als Generalbevollmächtigte und als Sanierungsberater. Die Experten des VID verfügen über einen großen Erfahrungsschatz. In der ein oder anderen konfliktträchtigen Situation können diese Fachleute mit Kompetenz und Leidenschaft zwischen den unterschiedlichen Interessen der Beteiligten einen fairen Ausgleich erzielen und vielleicht doch noch den Konkurs abwenden.

Bei der VID-Tagung in Charlottenburg waren auch viele Aussteller zu Gast. Einer der Aussteller war Herr Hubert Zott aus Leoben im Bundesland Steiermark in Österreich. Er ist für die AURENA Group tätig. Das Motto des Auktionshauses lautet „Wenn aus Gütern Geld werden soll“. Geht in Österreich oder Deutschland ein Betrieb in die Insolvenz, kann man die Mitarbeiter der AURENA Group hinzuziehen, um noch möglichst viel Bargeld aus der Insolvenz herauszuholen. Herr Zott machte das an einem Beispiel deutlich: „Geht ein Cafe -Haus mit angeschlossener Kaffeerösterei in die Insolvenz, dann kann man den betreffenden Betrieb als Ganzes versteigern“. Diese ideale Lösung bietet sich aber nicht immer an. Man kann „natürlich auch das Inventar, also Tische, Sessel, Porzellan und dergleichen, separat versteigern, sei es alle Tische im Block beispielsweise oder einzeln. Ebenso kann man die Maschinen zum Rösten der Bohnen separat in einer Auktion anbieten. Selbstverständlich auch den abgepackten Kaffee, der noch nicht verkauft worden ist oder ganze Säcke mit Kaffeebohnen. Dabei muss immer das Augenmerk daraufgelegt werden, dass diese Produkte, die ja dem Lebensmittelrecht unterliegen, noch haltbar sind“. Geht ein Unternehmer in die Insolvenz und haftet auch mit seinem Privatvermögen, ist es von großem Interesse, wie dieses private Eigentum konkret aussieht. So konnte Herr Zott berichten, dass ein altes Auto wie beispielsweise ein über 50 Jahre altes Auto der Marke Skoda immer für sein Auktionshaus von Interesse ist. Hat man einen Gegenstand vorgefunden wie beispielsweise „eine Ikone, so haben wir Fachleute bei uns im Haus, die sehr schnell den Wert der Ikone mitteilen können“. Ein Gegenstand kann anfangs wertlos aussehen, durch Nachweise steigert sich der Wert rasant! Dazu auch ein Beispiel: Gehört zur privaten Konkursmasse ein ca. 20 Jahre altes Herrenfahrrad, scheint das auf den 1. Blick nur ein paar Cent Schrottwert zu haben. Zeigen Belege, dass mit genau diesem Rad der Unternehmer, der Inhaber eines Sportartikelgeschäftes ist, an der Tour de France 2001 teilgenommen hatte und Platz 5 belegen konnte, kann das Auktionshaus AURENA Group das betreffende Rad mit einem viel höheren Anfangsgebot anbieten als ein Rad von „Herrn Jedermann“. Solche Aussteller wie der angereiste Gast Herr Hubert Zott aus Leoben zeigen dem Laien, wie vielfältig eine VID-Tagung in Berlin-Charlottenburg ist.

Im nächsten Jahr findet wieder im November die VID-Tagung in Charlottenburg statt.

Text/Foto: Volker Neef

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Frank Pfuhl
Frank Pfuhl
SDHB Redaktion Berlin