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8. November 2022
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U 6: Von Alt-Tegel bis Kurt-Schumacher-Platz Schienenersatzverkehr

(Foto: Frank Pfuhl)

U 6: Von Alt-Tegel bis Kurt-Schumacher-Platz Schienenersatzverkehr

Am 7. November 2022, am frühen Montagmorgen um 00.53 Uhr, setzte sich die U-Bahn der Linie 6 von Alt-Tegel in Bewegung. Die Fahrt Richtung Kurt-Schumacher-Platz (die Reinickendorfer sagen liebevoll „Kutschi“) hatte etwas sehr Gespenstisches an sich! 

Die nächste U-Bahn auf dieser Strecke soll erst wieder im Frühjahr 2025 fahren- wenn die Reinickendorfer nicht vom Pech verfolgt sein sollten. Berlin und seine Bauprojekte! Das Thema kennt man! Der Verfasser dieser Zeilen bewahrt wie einen kleinen Schatz seine Presseeinladung zur Schließung des Flughafens Tegel aus dem Jahre 2012 auf. Wie man weiß, der TXL starb erst im Herbst 2020. Nebenbei sei betont: Eine offizielle Ausladung zur abgesagten TXL-Schließungsparty 2012 gab es nie. Warum auch? Hat man doch in Berlin wohl nicht nötig! Wäre ja noch schöner, wenn sich da oben, vom hohen Olymp, einige gut bezahlte Manager oder politisch Verantwortliche wegen Zeitverzögerung verantworten sollten! Das überlässt man den Topmanagern der Eisenbahn des Kaiserreiches Japan. Diese Manager (Manager heißt übersetzt: Leitende Persönlichkeit) haben sich bei den Fahrgästen entschuldigt, weil drei (in Worten: drei) Fernzüge im letzten Jahr mehr als 10 Minuten Verspätung aufgewiesen hatten in Japan. 

(Foto: Frank Pfuhl)

Kommen wir wieder zurück in die raue Berliner Wirklichkeit! Man kann also nur hoffen, dass sich wirklich im Frühjahr 2025 auf der knapp 6 Kilometer langen Strecke der U 6 von Alt-Tegel bis zum Kurt-Schumacher-Platz wieder U-Bahnzüge in Bewegung setzen. 5 U-Bahnstationen sind von der Sperrung betroffen. Es sind dies die U-Bahnhöfe Alt-Tegel, Borsigwerke, Holzhauser Straße, Otisstraße, Scharnweberstraße. Mit Bussen wird der Schienenersatzverkehr auf dieser Strecke vorgenommen. An Werktagen müssen rund 25.000 Fahrgäste befördert werden. Man hat kürzlich auf der Strecke eine Busspur eingerichtet, damit der große Gelbe etwas schneller ans Ziel kommt. Es lässt sich aber nicht drumherum reden: Der Bus braucht für die Strecke bedeutend mehr Zeit als die U-Bahn. Realistisch ist für einen Mehraufwand von 15 Minuten Zeit zu rechnen.

Der Bahndamm stammt aus den 50er Jahren und ist in die Jahre gekommen. Man muss bedenken, dass über 300 Züge diese Strecke täglich benutzen und für eine erhebliche Abnutzung der Gleisanlagen gesorgt haben. Hinzukommt, die Strecke wird oberirdisch betrieben. Regenwasser, Kälte, Schnee und extreme Hitze greifen den Stahl an. 

Die Brücke über der Seidelstraße wird voraussichtlich im Frühjahr 2023 abgerissen werden. Nur für den Zugverkehr wurde sie einst erbaut. Sie ist damals aus Spanbeton hergestellt worden. Die ersten Züge der U 6 setzten sich 1923 in Bewegung, also vor 99 Jahren. Der Streckenteil vom Kurt-Schumacher-Platz bis Alt-Tegel ist jünger. Er kann auf 64 Lebensjahre verweisen. Ein sehr spannendes Kapitel wird nach Fertigstellung der Strecke die Frage der Kosten sein. Aktuell rechnet man mit 100 Millionen Euro. Möchten Sie werte Leser, dazu eine Berliner Wahrheit aufgetischt bekommen? Im Jahre 2005 gingen die politisch Verantwortlichen und Manager (wie bereits erwähnt, das Wort bedeutet Leitende Persönlichkeit) davon aus, der BER werde 1,9 Milliarden Euro kosten. Am Ende waren es, NEIN, nicht das Doppelte an Kosten! Mit 6 Milliarden Euro Baukosten waren es mehr als dreimal so viele Kosten, wie ursprünglich eingeplant worden waren! Schließlich ist man in Berlin, da kann so etwas ja mal passieren. Nur nicht aufregen! Warten wir einmal ab, wann die Baustrecke der U 6 saniert sein wird. Dann fragen wir auch mal höflich, aber bestimmt, die politisch Verantwortlichen und Manager an, wie viele Euro man von den angedachten 100 Millionen einsparen konnte. Traurig wäre es ja, wenn sich diese Sanierung etwas verteuern würde. Die S-Bahn ist leider auch keine gute Ausweichmöglichkeit auf dieser Strecke. Von Tegel aus fährt die S 25 eingleisig via Eichborndamm, Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik, Alt Reinickendorf bis zum S-Bahnhof Schönholz im Fahrttakt: Alle 20 Minuten. Reinickendorf hat ca. 265.000 Einwohner, wie erwähnt, die S-Bahn fährt alle 20 Minuten auf einer eingleisigen Strecke. Herne in Westfalen hat 157.00 Einwohner. Da setzt sich alle 5 Minuten der Zug auf der zweigleisigen Strecke nach Bochum in Bewegung. Nicht aufregen, liebe Reinickendorfer! Nur Geduld! Eines Tages wird alles gut werden! Eines fernen Tages fährt auch die S-Bahn ab Tegel auf einer zweigleisigen Strecke. Eines Tages fährt auch die U 6 wieder von Tegel bis zum Kurt-Schumacher-Platz. Und wenn Sie, werte Leser in Reinickendorf, den Begriff www hören sollten, denken Sie bitte daran, es kann ja auch lauten: Wir warten weiter!

Text: Volker Neef

Foto: Frank Pfuhl

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Frank Pfuhl
Frank Pfuhl
SDHB Redaktion Berlin