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Norddeutsche Luftfahrtgeschichte in Schlaglichtern – 55 prägende Orte und Ereignisse-Buchbesprechung

(Foto: Sutton Verlag)

Norddeutsche Luftfahrtgeschichte in Schlaglichtern – 55 prägende Orte und Ereignisse-Buchbesprechung

Der im Juni 2022 erschiene Bildband von Luftfahrtexperte Bernd-Rüdiger Ahlbrecht gewährt Einblick in die geschichtsträchtigen Orte und Ereignisse norddeutscher Luftfahrtgeschichte. In seinem mit ca. 160 Abbildungen reich bebilderten Werk beleuchtet er auf 128 Seiten hierzu schlaglichtartig 55 Höhepunkte und nimmt die Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit. 

Die Anfänge der Luftfahrt, die Erprobungsstellen und Flughäfen bis hin zur Seenotrettung und Seefliegerei, bringen fesselnde Geschichten hervor, die mit außergewöhnlichen Begebenheiten bestückt sind und von beeindruckenden technischen Innovationen zeugen. Bis heute sind teilweise die Spuren hiervon zu erkennen, die die Regionen mit ihrer Infrastruktur ehemals nachhaltig prägten. Die dynamische und vielfältige Geschichte der norddeutschen Luftfahrt geht allerdings nicht nur mit Licht-, sondern auch mit Schattenseiten einher. So zeichnen Kriege und Tragödien auch ein dunkles Kapitel der Geschichte. Die Reise zum Mond oder der Traum vom Fliegen – Dinge, die einst noch unmöglich schienen sind heute ein selbstverständlicher Bestandteil unserer Realität. Den Grundstein legte hierfür der Flugpionier Otto Lilienthal (1848 bis 1896) mit der Unterstützung seines Bruders Gustav (1849 bis 1933). 

(Foto: Frank Pfuhl)

Als erster Mensch führte Otto Lilienthal erfolgreich Gleitflüge mit einem Flugapparat durch und legte damit den Grundstein für den Flug des Menschen. Nicht vielen Zeitgenossen dürfte bekannt sein, dass Anklam, in Mecklenburg-Vorpommern gelegen, seine Geburtsstadt ist. Bernd-Rüdiger Ahlbrecht weist in seinem Werk ebenfalls auf das dort beheimatete und nach Otto Lilienthal benannte Museum hin (S.10), das eindrucksvoll alle Nachbauten seiner Flugapparate präsentiert und gebührend Zeugnis über die Ära Lilienthal ablegt. Noch heute macht die Geburtsstadt Lilienthals ihm alle Ehre und ist ein Zentrum des Flugsports aller Arten.

In Deutschland konzentrierte sich die Expansion der Luftfahrt auf ausschließlich zwei Zeiträume. Diese lassen sich auf das Jahr um 1910 mit dem Beginn der Luftfahrt zurückdatieren sowie auf die Jahre 1935/36 mit der Aufstellung der bewaffneten Streitkräfte zur Zeit des NS-Regimes. In Bremen begannen im kaiserlichen Deutschland die ersten Aktivitäten der Luftfahrt mit der Einrichtung eines Geländes für die Deutsche Luftschifffahrts-Aktiengesellschaft (DELAG), der ersten Luftverkehrsgesellschaft der Welt. So merkt der Autor an (S.26), dass hier im Oktober 1912 das erste Luftschiff, die „Hansa“, landete. Zügig kam es zum Bau weiterer Flugapparate sowie mit der Ausweitung des Liniennetzes zur Gründung der „Luft Hansa“ am 6. Januar 1926. An diesem Standort fand zudem der Bau des ersten serienmäßig hergestellten Verkehrsflugzeuges der Bundesrepublik statt. Luftfahrtgeschichte wurde ebenfalls in der Hanse- und Hafenstadt Hamburg geschrieben (S.38). Graf Zeppelin und Prinz Heinrich von Preußen veranlassten in der Stadt die Errichtung einer Luftschiffhalle. 1912 wurden im Zuge dessen verschiedene Zeppeline im Passagierbetrieb genutzt. Alsbald wurden alle Einrichtungen aufgrund des Krieges dem Militär unterstellt. Hamburg avancierte derweil in den 1930er Jahren durch seine Anbindung an 80 Städte, darunter 20 im Ausland, zu einem Luftkreuz im Norden. Heute ist das Hamburger Luftkreuz einer der großen deutschen Flughäfen und ein unverzichtbarer Teil der Nordregion. Ein Ort der wechselvollen Geschichte der Luftfahrt markiert außerdem das vorpommersche Barth. 1935, so merkt der Schriftsteller an (S.14), begann hier der Bau eines Militärflugplatzes der Luftwaffe, von dem aus Kampfgeschwader stationiert wurden. Ab Juli 1940 entstand zudem nordwestlich der Stadt das erste Gefangenenlager für alliierte Flugzeugbesatzungen. Später wurden auch sowjetische Kriegsgefangene hier eingeliefert, die unter menschenfeindlichen Lebensbedingungen festgehalten wurden. Ab November 1943 wurden zudem KZ-Häftlinge als Arbeitskräfte für die Produktion verpflichtet. Die etwa 7.000 Häftlinge waren dabei unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen ausgesetzt. Einige Massengräber wurden erst später in den 1960er- und 1970er Jahren ausfindig gemacht. Im Jahr 1990 wurde der Platz für den zivilen Luftverkehr wieder zugelassen. Doch die Erinnerungen an die düstere Geschichte des Ortes bleiben erhalten. Viele weitere Geschichten der Luftfahrtgeschichte der 5 deutschen Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen werden in der Publikation anhand von Ereignissen und Fakten sehr spannend und informativ vorgestellt. Stets im Zeichen der Zeit und geprägt von menschlichem Zutun, das bekanntlich Großes vollbringen kann, aber auch Tod und Vernichtung mit sich bringt. Das sehr ansprechend gestaltete Buch von Bernd-Rüdiger Ahlbrecht „Norddeutsche Luftfahrtgeschichte in Schlaglichtern – 55 prägende Orte und Ereignisse“ ist im Sutton Verlag zu Erfurt erschienen. Es kostet im deutschen Buchhandel 22,99 €. ISBN 978-3-96303-291-2.

Text: Rabab Nassabaih

Fotos: Sutton Verlag; Frank Pfuhl

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Frank Pfuhl
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SDHB Redaktion Berlin