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ZWEI MÄNNER UND EINE BERNSTEINGESCHICHTE

Niklas (links) und Ingo Jung – zwei Visionäre (Bernstein-Hotelgruppe)

ZWEI MÄNNER UND EINE BERNSTEINGESCHICHTE

Ingo und Niklas Jung sind nicht nur Vater und Sohn, sondern auch Geschäftspartner. Der Senior ist Mitte 50, der Junior 24 Jahre alt. Ihre Unternehmungen sind Bauen, Immobilien, Tourismus, Marketing. Jeder hat seine eigenen Stärken und Ideen. Und beide zusammen haben sie Visionen und unbändige Lust, in ihrer Heimatregion etwas zu bewegen.

Dort, wo sie herkommen und bis heute leben, das nannten die Leute früher die „dreckigste“ Gegend im Osten. Bitterfeld stand für Chemieproduktion und Braunkohlentagebau, für schmutzige Luft und verseuchte Böden. Nach der Wende begann eine gigantische ökologische Sanierung. Heute sind alte Tagebaue geflutet und der Goitzschesee der größte einer neu entstandenen Seenlandschaft. Hier haben die Jungs ihr Herzens-Thema gefunden: den Bernstein.
Es gibt ihn tatsächlich in dieser sachsen-anhaltinischen Landschaft. Und die Geschichte hört sich fast wie ein Märchen an.

Bernstein mit Insekteneinschluss aus Bitterfeld (Foto: Fotos: S. Acksteiner)

1731 wurde der erste Bitterfelder Bernstein gefunden. Er hatte sich in der Eiszeit entwickelt aus bestimmten Bäumen, einer Pinienart, die es nur in dieser Region gab. Zu DDR-Zeiten wurden über 400 Tonnen Rohbernstein abgebaut, die zweitgrößte Fördermenge weltweit hinter den baltischen Ländern, in den Norden transportiert und dort als „Ostseeschmuck“ im In- und Ausland verkauft. Dann geriet der goldgelbe Harz fast 30 Jahre in Vergessenheit, die Tagebaugruben wurden geflutet. Und nun kommt der Bernstein im Nassverfahren wieder an die Oberfläche. Dafür haben die Jungs eine hochsensible technische Anlage entwickelt. Mit einem Saugrohr wird aus 20 bis 30 Meter Tiefe der Bernstein auf eine Plattform gefördert, dort mit Hochdruck gewaschen und „freigelegt“.
Klingt verrückt, und ist es sicher auch, aber Niklas und Ingo Jung sind überzeugt, dass Bitterfeld mit dem Bernstein eine neue Geschichte bekommt. Ihre Vision sind die „Bernstein-Welten“ – ein Erlebnisareal für Besucher aus nah und fern.

Ingo Jung im Gespräch mit Journalisten (Foto: Fotos: S. Acksteiner)

Damit die auch übernachten können, wollten sie ein Hotel bauen.
Das muss noch warten, denn ihre Glanzstücke heißen jetzt „Acamed-Resort Nienburg“, „Salzlandcenter Staßfurt“, „Schlosshotel Ballenstedt“ und „Schlosshotel Meisdorf“. Vier, die von nun an als Bernstein-Hotelkette firmieren. 

Schloss Meisdorf ist das Flaggschiff der Bernstein-Hotelkette (Bernstein-Hotelgruppe)

Sohn Niklas hatte die Idee zu diesem Namen. Er ist der Marketingexperte von den beiden, kennt sich in Sachen Gastronomie und Tourismus aus, der Senior ist der Immobilien- und Bauspezialist. Beide ergänzen sich sehr gut, treffen die Entscheidungen gemeinsam. Niklas beschreibt es so, „man bekam es vorgelebt in einer Unternehmerfamilie“. Und irgendwann wollte er auch nichts anderes mehr, als selbst Verantwortung zu tragen.

Sein Vater Ingo ist jemand, den man landläufig als „umtriebig“, „voller Ideen“ und „mit dem richtigen Näschen unterwegs“ bezeichnen könnte. Ein starker Typ, den sein Sohn aber davon überzeugen konnte, den Führungsstil im Unternehmen zu ändern. Heute verstehen sich die Mitarbeiter als Teamplayer, identifizieren sich mit ihren Aufgaben, haben ein Gefühl von Geborgenheit.

Niklas (links) und Ingo Jung bei der Eröffnung der Bernstein-Hotelkette (Foto: Fotos: S. Acksteiner)

Ingo und Niklas Jung sind Unternehmer durch und durch. Sie sind authentische Persönlichkeiten, haben eine mit der Region verbundene Geschichte, und sie haben Visionen, an die sie nicht nur glauben, sondern die sie Tag für Tag umsetzen.

In der Hotelbranche sind die Jungs Quereinsteiger. Aber sie haben ein Konzept, sie haben ihre Bernstein-Geschichte, sie haben Unterstützung von der Politik, sie haben Vertrauen bei den Banken, und sie haben den Willen, etwas zu bewegen.

Sylvia Acksteiner – CTOUR-Redaktion
Fotos: S. Acksteiner, Bernstein-Hotelgruppe

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Frank Pfuhl
Frank Pfuhl
SDHB Redaktion Berlin