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Vorfreude auf Johan Reuter als Hans Sachs, Klaus Florian Vogt als Stolzing, Heidi Stober als Eva und Philipp Jekal als Beckmesser in DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG

Probenfoto mit Philipp Jekal und Annika Schlicht (c) Thomas Aurin

Vorfreude auf Johan Reuter als Hans Sachs, Klaus Florian Vogt als Stolzing, Heidi Stober als Eva und Philipp Jekal als Beckmesser in DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG
Am Sonntag, den 12. Juni,begrüßen die Verantwortlichen der Deutschen Oper die Gästezur Neuinszenierung von Richard Wagners DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG. Kurzfristig übernimmt Markus Stenz die musikalische Leitung von dem erkrankten Sir Donald Runnicles. In der Inszenierung von Jossi Wieler, Anna Viebrock und Sergio Morabito interpretieren Johan Reuter die Partie des Hans Sachs, Klaus Florian Vogt Walther von Stolzing, Heidi Stober Eva, Albert Pesendorfer Veit Pogner, Philipp Jekal Beckmesser und Annika Schlicht Magdalena.
 
Populär wie kaum ein anderes Bühnenwerk Richard Wagners sind DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG geliebt und gehasst zugleich. Das Stück verbindet eine heiter-fassliche Komödienhandlung mit sommernachtstrunkenem Spiel um Wahn und Wirklichkeit der Liebe, erhebt aber zugleich den Anspruch eines Gründungsmanifests deutschnationaler Kunst und ist damit in seiner Rezeption historisch belastet wie kaum ein anderes Werk Richard Wagners. Zugleich und an allererster Stelle sind DIE MEISTERSINGER jedoch ein Stück über die Musik und das Musikmachen.
 
Die Musik ist der zentrale Lebensinhalt für nahezu alle Figuren des Stückes. Ihr zu dienen und sie zu pflegen ist der Zweck der „Meistersingerzunft“, die sich hierzu ein strenges wie anspruchsvolles Regelwerk gegeben hat. Der Dienst an der Musik bestimmt damit auch das Leben von David und Magdalena, der Lehrbuben und Mädchen und ganz besonders das von Eva, der Tochter des reichen Veit Pogner. Dieser stellt ihr die Wahl des Bräutigams frei – unter einer Bedingung: „ein Meister muss es sein“, der Sieger eines öffentlichen Wettsingens. Und so lässt sich auch, aus Liebe zu Eva, mit Walther von Stolzing der einzige, wenngleich musisch hochbegabte „Nichtmusiker“ des Bühnenpersonals auf ebendieses ein. Er findet Hilfe ausgerechnet bei Hans Sachs. Der ist „Meister“ und zugleich Reformer jener Kunstwelt – und ebenfalls verliebt in Eva.
 
DIE MEISTERSINGER in einer Welt zu erzählen, die sich der Musik verschrieben hat, ist auch der Ausgangspunkt für die Regiekonzeption von Jossi WielerAnna Viebrock und Sergio Morabito. Darin erzählen sie von den Regeln wie erstarrten Dogmen, die diese Welt bestimmen und die damit Beispiel für zahlreiche Lebenszusammenhänge werden, in denen Menschen sich Regeln setzen, sich unterordnen und bei ihnen Zuflucht finden oder aber ausbrechen und entkommen wollen. Sie bringen ein Stück auf die Bühne, in dem zudem Sänger*innen Sänger*innen spielen, um singend eine Geschichte über das Singen zu erzählen. Und sie zeigen Figuren wie die des Hans Sachs, der als alternder Mann zugunsten eines Jüngeren auf seine Liebe zu Eva verzichtet und zugleich das System reformieren will, dabei aber auch vor Demagogie und Populismus nicht zurückschreckt – während ab und an der Atem der Geschichte die Geister der Meistersinger-Vergangenheit hereinweht.
 
Seit 1994 inszenieren Jossi Wieler und Sergio Morabito gemeinsam Musiktheater. Zahlreiche Auszeichnungen würdigten ihre Arbeiten: Ihre Inszenierung von ARIADNE AUF NAXOS bei den Salzburger Festspielen 2001 wurde zur „Aufführung des Jahres“ gekürt. 2002 und 2012 wurde das Duo zum „Regieteam des Jahres“ gewählt, 2006 erhielten sie für DOKTOR FAUST und 2012 für DIE GLÜCKLICHE HAND / SCHICKSAL den Deutschen Theaterpreis DER FAUST in der Kategorie „Beste Opernregie“. Die Inszenierungen entstanden in den oft überraschenden, subversiven und surreal-realistischen Räumen der Ausstatterin Anna Viebrock, die mit Jossi Wieler und Sergio Morabito seit 1994 eine kongeniale künstlerische Partnerschaft verbindet. An der Deutschen Oper Berlin kam 2019 ihre Stuttgarter Erfolgsinszenierung von Bellinis LA SONNAMBULA als Neueinstudierung zur Premiere.
 
Die Partie des Hans Sachs übernimmt der dänische Bariton Johan Reuter, der an der Deutschen Oper Berlin bereits als Nabucco, Barak in Strauss’ DIE FRAU OHNE SCHATTEN und als Bergs Wozzeck zu erleben war.
Als Walther von Stolzing kehrt Klaus Florian Vogt zurück an die Bismarckstraße. Seit seinem triumphalen Debüt in den MEISTERSINGERN 2007 bei den Bayreuther Festspielen ist er einer der herausragenden und weltweit gefragten Wagner-Tenöre und gilt als der Stolzing und Lohengrin schlechthin.
Die US-Amerikanerin Heidi Stober, an der Deutschen Oper Berlin gefeiert u. a. als Susanna, Micaëla, Adina und in Turnages GREEK, gibt ihr Rollendebüt als Eva. Ebenfalls mit einem Rollendebüt präsentieren sich Ya-Chung Huang als David, zuletzt mit riesigem Erfolg als Mime in der RING-Neuinszenierung zu erleben, und der junge Bariton Philipp Jekal, Ensemblemitglied seit 2018, als Beckmesser. Albert Pesendorfer kehrt – nach seinem Hagen im neuen RING, „der bei seiner Bösartigkeit aus den Vollen schöpft“ (bachtrack) – nun als Veit Pogner zurück an die Deutsche Oper Berlin.
 
Da Generalmusikdirektor Sir Donald Runnicles leider wegen einer akuten Schultererkrankung ärztlichem Rat folgen und strikte Ruhe halten muss, kann er kurzfristig die musikalische Leitung der MEISTERSINGER nicht wie geplant übernehmen. Die Verantwortlichen der Deutschen Oper freuen sich, dass mit Markus Stenz ein geschätzter und mit dem Orchester der Deutschen Oper Berlin gut vertrauter Dirigent einspringen kann. Der langjährige Generalmusikdirektor der Stadt Köln und Kapellmeister des Gürzenich-Orchesters (2004 bis 2014) war außerdem von 2012 bis 2019 Chefdirigent des Radio Filharmonisch Orkest (des Niederländischen Rundfunk-Orchesters). Er gastierte an den wichtigsten internationalen Opernhäusern wie z.B. am Teatro alla Scala in Mailand, am Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel, an der English National Opera, der Lyric Opera Chicago, der San Francisco Opera, der LA Opera, an der Bayerischen Staatsoper und an der Hamburgischen Staatsoper. Darüber hinaus war er beim Festival in Glyndebourne, beim Edinburgh International Festival, bei den Bregenzer und Salzburger Festspielen zu erleben. Zuletzt leitete er an der Deutschen Oper Berlin die Wiederaufnahmen von Benjamin Brittens DEATH IN VENICE und in der Saison 2020/21 Brittens A MIDSUMMER NIGHT’S DREAM. Alle Details unter: www.deutscheoperberlin.de  (PM/Foto: Thomas Aurin
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Frank Pfuhl
Frank Pfuhl
SDHB Redaktion Berlin