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EEVA-Filmbesprechung

STIMME DER HAUPTSTADT

EEVA Stills and poster Authors: Lucija Mrzljak, Morten Tšinakov © 2022 Eesti Joonisfilm & Adriatic Animation

Interfilm: Internationales Kurzfilmfestival Berlin-Aquariumsfische in der Pfanne gebraten

Das Berliner Kurzfilmfestival „Interfilm“ kürte letzten November den Animationsfilm „Eeva“ mit dem 6.000 Euro dotierten Hauptpreis.

Er wird vergeben vom Medienboard Berlin-Brandenburg. Das Werk stammt aus Kroatien und Estland. Es offeriert eine an Schärfen und Absurditäten kaum zu übertreffende Studie. Sie ist gerichtet gegen jede Form der Heuchelei.

Beginnend mit einer Beerdigungszeremonie, in der ein Vogel mit einem Regenschirm erschlagen wird. Die eigentliche Hauptleidragende, eine vitale Witwe, ist nicht wirklich von Trauer hinweg gerissen. Sie ist eher ein ausbrechender Vulkan, der das anschließende Beerdigungsessen in eine wilde Performance der Gewalt verwandelt.

STIMME DER HAUPTSTADT
EEVA Stills and poster Authors: Lucija Mrzljak, Morten Tšinakov © 2022 Eesti Joonisfilm & Adriatic Animation

Animationsfilme können stets einen Schuss mehr Wirklichkeitsprovokation produzieren als die an physische Realitäten gebundene fiktionalen Werken. In „Eeva“ sticht die wilde Witwe mit ihrer Gabel auf den Teller ein. Sie brät heimgekommen ihre Aquariumsfische in der Pfanne, um sie genüsslich in ihrer Wohnung zu verspeisen. Sie lässt ihre Aquariumsfische gerade in Flammen aufgehen. Der Film lässt ein sehr bitteres Gefühl über den Stand der Dinge die Mitmenschlichkeit betreffend zurück. Härte und Egozentrik sind die bestimmenden Gefühlslagen.

Ein mutiger Film, zweifellos, würdig aufgrund seiner Kompromisslosigkeit, preisgekrönt zu werden. Zu pädagogischen Zwecken nicht geeignet. Die Frau setzt sich in der Schlussszene neben ihren unbekleideten Geliebten, den sie im Wohnzimmerschrank versteckt hatte und der dort immer noch regungslos verweilt. Sie schließt die Schranktür von innen. Ein offenes Ende?

Der Film spricht offensichtlich ein größeres Publikum an. Wer würde sich denn nicht wiedererkennen, wenn es darum geht, Gefühle zur Schau zu tragen, die nicht wirklich gefühlt werden? Ebenso sind nur Wenigen die ungestümen Energien einer aufbrechenden Revolte unbekannt. Animationsfilme können surreale Phantasien in Bilder übertragen.
Festivals sind der Ort, auf Filme aufmerksam zu werden, die ansonsten fast nirgendwo zu sehen sind.

Text: Dieter Wieczorek

Foto: Stills and poster

Authors: Lucija Mrzljak, Morten Tšinakov

© 2022 Eesti Joonisfilm & Adriatic Animation

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