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DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2022 „Mobilität junger Menschen“ 

Jens-Peter Schultze (li.) und Dirk Benndorf (Foto: Detlef Untermann)

DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2022 „Mobilität junger Menschen“ 

100 % der Verkehrstoten bei jungen Menschen männlich 

Zahl der Verkehrstoten in der Mark bei 127 – Drittbester Wert seit 2013 

Brandenburg hat im vergangenen Jahr einen erfreulichen Rückgang bei der Zahl der Verkehrstoten registrieren können. Nach dem dramatischen Anstieg im Jahr 2020, in dem in der Mark die Zahl von 125 um 15 oder 12,0 % auf 140 angestiegen war, sank sie im Jahr 2021 um 13 oder 9,3 % auf 127. Dieser Rückgang lag über dem Bundesschnitt, der 5,5 % betragen hat. „Damit ist die Zahl der Verkehrstoten in Brandenburg fast wieder auf dem Niveau von 2019, dem mit 125 zweitbesten Wert seit 2013“, sagte Dirk Benndorf, Leiter der DEKRA Niederlassung in Potsdam, bei der Vorstellung des DEKRA Sicherheitsreportes 2022, der dem Thema „Mobilität junger Menschen“ gewidmet ist. Erstmals seit zwei Jahren fand der Presse Talk wieder in Präsenz statt. Deutschlandweit ist die Zahl der Verkehrstoten 2021 von 2.719 um 150 auf 2.569 gesunken. Damit liegt sie auf dem niedrigsten Stand überhaupt. „Insofern ist es nur folgerichtig, dass jetzt auf Bundesebene bis 2030 die Vision Zero verfolgt wird“, so Benndorf, auch wenn man in Brandenburg davon noch ein ganzes Stück entfernt sei. Neben den Senioren bereitet DEKRA vor allem die Personengruppe der Verkehrsteilnehmer im Alter von 15 bis 24 Jahren Sorgen. Nach Angaben von Jens-Peter Schultze, Leiter der DEKRA Niederlassung in Oranienburg, betrug der Anteil junger Menschen an den Verkehrstoten in Brandenburg im Jahr 2021 zwar nur 10 %, nachdem er im Vorjahr noch bei 14 % gelegen hatte. Von den 13 Verkehrstoten aber seien alle männlich gewesen. Auch bei den Schwerverletzten habe der Anteil junger Männer 66 Prozent betragen. International liege der Anteil getöteter junger Männer bei 80 %. „Für alle Beteiligten sollte dies der unmissverständliche Auftrag sein, mit allen infrage kommenden Maßnahmen gegenzusteuern“, mahnten die beiden DEKRA Experten. Der aktuelle Verkehrssicherheitsreport zeige auf, wo es anzusetzen gelte, um alle sich bietenden Optimierungspotenziale effizient zu nutzen. Handlungsfelder gibt es nach Ansicht von Benndorf zur Genüge – allen voran in den Bereichen Mensch und Technik. So zählten zu den ganz großen Risikofaktoren bei Fahranfängern insbesondere mangelnde Fahrerfahrung, Selbstüberschätzung, unzureichende Fahrzeugbeherrschung, eingeschränkte Gefahrenwahrnehmung, Ablenkung vom Verkehrsgeschehen durch zum Beispiel die Nutzung digitaler Medien sowie Fahren unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen. „All das sind Problembereiche, die nicht zuletzt auch im Rahmen der Fahrausbildung noch stärker in den Fokus rücken sollten, als dies bislang schon der Fall ist“, so der DEKRA Fachmann. Vermittelt werden müssten neben dem Fahrzeughandling und der Regelkunde vor allem auch übergeordnete Kompetenzen wie sicherheitsrelevante Einstellungen, Selbstkontrolle, Selbstbeobachtung und die Akzeptanz von Verkehrsregeln. Angesichts der Tatsache, dass viele junge Fahrerinnen und Fahrer vor allem aus finanziellen Gründen sehr häufig mit älteren Fahrzeugen unterwegs sind, bleibt nach Aussage von Schultze die periodische Fahrzeugüberwachung somit ein ganz zentrales Element für die Verkehrssicherheit. „Die Folge von Alterung, Verschleiß, oftmals fehlendem Bewusstsein für technische Mängel sowie Sparen bei Reparatur und Wartung ist: Ältere Pkw weisen in der Regel wesentlich häufiger erhebliche Mängel auf und stellen damit ein größeres Unfallrisiko dar als jüngere Fahrzeuge“, gab er zu bedenken. Der DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2022 „Mobilität junger Menschen“ steht online unter www.dekra-roadsafety.com zum Download zur Verfügung. Dort finden sich auch sämtliche Vorgänger-Reports inklusive weitergehender Inhalte, etwa in Form von Bewegtbildern oder interaktiven Grafiken. Die DEKRA Forderungen für mehr Verkehrssicherheit mit Blick auf junge Menschen: • Besonders gefährliche Verhaltensweisen wie Alkohol und Drogen am Steuer, Ablenkung etwa durch das Smartphone oder übermäßige Geschwindigkeitsüberschreitungen müssen konsequent kontrolliert und geahndet werden. • Für Fahranfänger sollte überall ein absolutes Alkoholverbot am Steuer gelten. Die Erfahrungen in verschiedenen Ländern, unter anderem in Deutschland, belegen die Wirksamkeit. • Der Verbreitungs- und Nutzungsgrad etwa von telematikgestützten Feedback-Systemen sollte erhöht werden. • Junge männliche Fahranfänger stellen ein weit überdurchschnittliches Risiko für sich und andere dar. Diese Gruppe muss bei der Verkehrssicherheitsarbeit besonders in den Fokus gerückt werden – auch schon vor Beginn der Fahrausbildung. • Der mehrstufige Erwerb der Fahrerlaubnis hat sich vielerorts bewährt und sollte daher in weiteren Ländern eingeführt werden. • Nur eine von Fahrschulen unabhängige, transparente, standardisierte und qualitativ hochwertige theoretische und praktische Prüfung zum Erwerb der Fahrerlaubnis gewährleistet den nötigen Qualitätsstandard bei der Fahrausbildung. • Bereits während der Fahrausbildung sollte der Umgang mit Fahrerassistenzsystemen und automatisierten Fahrfunktionen vermittelt, aber auch die Grenzen dieser Systeme deutlich gemacht werden. Im Idealfall sollte der sichere Umgang mit diesen Systemen auch Teil der Fahrerlaubnisprüfung werden. • Die praktische Fahrausbildung sollte im Hinblick auf Straßencharakteristik (innerorts, schmale Landstraßen, Autobahn) und Lichtverhältnisse (Nachtfahrten) in allen Ländern möglichst umfassend gestaltet werden. • Angesichts der Tatsache, dass viele junge Menschen auf Landstraßen tödlich verunglücken, muss beim Neubau oder bei entsprechenden straßenbaulichen Veränderungen das oberste Ziel die selbsterklärende Straße mit fehlerverzeihender Seitenraumgestaltung sein. • Die Funktionsfähigkeit mechanischer und elektronischer Komponenten von Systemen der Fahrzeugsicherheit muss über das gesamte Fahrzeugleben hinweg gewährleistet sein. Die Inhalte der periodischen Überwachung von Kraftfahrzeugen sind entsprechend regelmäßig anzupassen. Das teilte die DEKRA e. V. am 30. Juni mit.

Foto: Detlef Untermann

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Frank Pfuhl
Frank Pfuhl
SDHB Redaktion Berlin