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Das „Projekt Wahlkampf“ bei den „Toastmasters“

Reinhard Frede (Foto: Frank Pfuhl)

Das „Projekt Wahlkampf“ bei den „Toastmasters“

Man schrieb das Jahr 1924, als man in den USA die „Toastmasters“ gründete. Dieser gemeinnützige Verein fördert seitdem die Kunst des öffentlichen Redens, der effektiven Kommunikation und der Menschenführung. Rund 17.000 Clubs sind auf fast 150 Ländern der Erde verteilt. Man kann weltweit auf knapp 360.000 Mitglieder verweisen. In Berlin ist man im Jugendgästehaus des CVJM in der in unmittelbarer Nähe des Nollendorfplatzes gelegenen Karl – Heinrich – Ulrichs-Straße angesiedelt. Treffpunkt ist normalerweise an jedem 1. und 3. Donnerstag im Monat. Aufgrund der Pandemie können sich die Termine ändern. Reinhard Frede gehört den „Toastmasters“ an. Man kennt den Versicherungsmakler auch aus seiner Funktion als Mitglied der BVV Tempelhof-Schöneberg. Er ist dort Stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP. 

Am 12. Januar trug er bei den Meisterrednern folgenden Text auswendig und völlig politisch neutral vor:

„Projekt Wahlkampf

Das Landesverfassungsgericht hatte eine Überraschung für die Berliner verkündet: Am 12. Februar des Jahres gibt es Neuwahlen zum Abgeordnetenhaus von Berlin  und zu den Bezirksverordnetenversammlungen. Der erste Schritt auf dieses Ziel hin: Treffen der Vorstände der verschiedenen Gliederungsebenen, um Strategie und Planung des Wahlkampfs zu Papier zu bringen. Eine Werbeagentur plant das Gesamtbild, das dem Wähler vermittelt  werden soll. Es geht dabei um einen Wiedererkennungswert der Kampagne. Zu diesem Zweck muss auch die Höhe eines Budgets festgelegt werden. Die Werbeprofis machen sich Gedanken über Zielgruppen, die man erreichen  möchte. Z. B. stehen Jung- und Erstwähler im Focus. z. B. der Koordinator für „Social – Media – Aktionen“ nimmt die jüngere Generation in den Blick. Die Ansprache der diversen Wählergruppen ist durchaus differenziert. Die größte Zielgruppe ist in Deutschland die Senioren. Hörfunk- und TV – Spots sowie die Plakate erreichen eher die älteren Menschen. Die gesamte Aufgabe muss in Teilaufgaben zerlegt werden. Einzelne Personen für diese Teilaufgaben sind zu benennen: Andere Parteifreunde haben die Aufgabe, das Wahlprogramm zu überarbeiten. Ein Werbeprofi erstellt Flyer, die auf der Straße verteilt werden sollen. Hilfsmittel sind  Info – Stände, wo Wähler und Wählerinnen direkt angesprochen werden. Oder die Flyer werden direkt in vorher definierten Wohnbezirke in die Briefkästen verteilt. Ortsteile und Wohnbezirke sind nach ihrer Sozialstruktur und der damit  einhergehenden parteipolitischen Affinität analysiert. Es gibt sehr viele Teilaufgaben: Andere Leute entwerfen Plakate für die Straße. Bei den Plakaten gibt es ganz großen 18/Eintel, die von einem Dienstleister fest montiert werden. Wieder andere Parteifreunde suchen die passenden Standorte aus  und holen beim Bezirksamt die Genehmigungen dafür ein. Die Großplakate stehen zumeist auf den Grünflächen nahe an der Straße. Die DIN A 1 und die DIN A 0 Plakate werden an den Lichtmasten aufgehängt. Auch dafür bedarf es der Genehmigungen des Bezirksamtes. Wenn die Plakate gedruckt und an einem zentralen Punkt, z. B. in den Bürgerbüros  übergeben wurden, erfolgt die Feinverteilung mit Lieferwagen oder mit privaten PKWs für die einzelnen Ortsteile. Es bedarf nicht nur einer zeitlichen Absprache, sondern auch Kabelbinder und  Leitern. Ohne die wäre das Hängen der Plakate an den Lichtmasten nicht möglich.  Die Werbetafeln müssen möglichst hoch aufgehängt werden, damit die Plakate nicht  so einfach heruntergerissen werden können. Mit Seitenschneidern sind die überstehenden Kabelbinder zu entfernen. Hilfreich ist auch der Austausch von Handynummern, damit Absprachen der Helfer  untereinander möglich sind. Es werden immer deutlich mehr Helfer – Parteifreunde – organisiert als wirklich nötig sind. Die Ausfallquote ist sehr hoch, weil es sich um ein Ehrenamt handelt. Diese benötigen Zeichnungen und Straßenpläne, damit sie instruiert sind, wo genau  die Plakate an den Lichtmasten aufzuhängen sind. Auch die Angabe der Gesamtmenge für eine Straße ist hilfreich. Besonders wichtig ist die Einweisung, wo Wahlplakate nicht aufgehängt werden dürfen. Alle Laternen, an denen Verkehrs- zeichen hängen, sind tabu – aus Gründen der Verkehrssicherheit. Die Helfer benötigen Erfrischungen, wie z. B. Club Mate Tee oder Bier. Diese Dinge zu organisieren sind durchaus mit einer Projektarbeit vergleichbar. Die meisten Helfer arbeiten ehrenamtlich. Deshalb bedarf es einer gehörigen Portion  Idealismus und Motivation für diese komplexe Aufgabe. Ein großes Gefühl der  Zufriedenheit stellt sich ein, wenn die Arbeit vollendet ist. Wenn man nach getaner Arbeit um zwei oder drei Uhr in der Frühe noch bei einem  Glas Bier zusammensitzt, ist die Freude an der gemeinsamen Leistung groß. Innerhalb von einer Woche nach der Wahl müssen sämtliche Plakate aus dem  Straßenbild verschwunden sein. Auch das ist ein weiterer Teil der Projektarbeit“.

An dieser Stelle bedanken wir uns nochmals bei Reinhard Frede für die Verfügungstellung seines Textes.

Foto: Frank Pfuhl

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Frank Pfuhl
Frank Pfuhl
SDHB Redaktion Berlin