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Ich küsse Ihre Hand, Madame- Wussten Sie schon?

Kino (Foto: Uwe Venter)

Ich küsse Ihre Hand, Madame- Wussten Sie schon?

Die Bundeshauptstadt Berlin mit ihren 12 Bezirken und fast 100 Ortsteilen bietet den Einheimischen und den Gästen eine reiche und buntgemischte Palette an. Dazu zählen neben verstorbenen und lebenden prominenten, manchmal auch kuriosen Menschen die zahlreichen Gebäude, Straßen, Plätze, Parks, Denkmäler und Seen. Wir haben für unsere werten Leser das ein oder andere Interessante aus Berlin heraus gegraben bzw. wiederentdeckt und stellen es vor. Heute führt uns der Besuch in den Bezirk Tempelhof-Schönberg. 

Selbst Urberliner können mit dem Begriff „Tauentzienpalast“ heute kaum noch etwas anfangen. Den Tauentzienpalast befand sich einst in der Nürnberger Straße 57-59. Man eröffnete ihn 1913 als Premierenkino. Fast 1.000 Cineasten bot er dort einst Platz. In der Kaiserzeit und in den sogenannten „Goldenen 20ern“ des letzten Jahrhunderts sah das Publikum ausschließlich Stummfilme. Sogar der gute Klavierbegleiter trat noch auf. Er spielte zu den Stummfilmszenen Musikstücke. Dabei handelte es sich meistens um eigene Kompositionen. 

Am 17. Januar 1929 brauchte man den Klavierspieler nicht durchgehend! Der Tonfilm sagte im Tauentzienpalast nämlich dem Inhaber und dem Publikum sowie dem Pianisten: „Hallo, da bin ich“! Der am 17. Januar 1929 gezeigte Film „Ich küsse Ihre Hand, Madame“ gilt als einer der letzten gedrehten Stummfilme, aber ein Stummfilm der besonderen Art! Das von Ralph Erwin komponierte Lied „Ich küsse Ihre Hand, Madame“ nach dem Text von Fritz Rotter ist zu hören. Das Lied  „Ich küsse Ihre Hand, Madame“ wurde dargeboten von dem Tenor Richard Tauber. Eine Filmrolle hatte er nicht inne, seine Stimme war nur zu hören. Das Tanzorchester Bernhard Ette begleitete den Tenor. Regie bei dieser verfilmten Operette führte Robert Land. Die Hauptrollen, den Herrn Graf Lerski und die Frau Laurence Gerard, spielten Harry Liedtke und Marlene Dietrich. Kritiker schrieben damals, das Publikum brach im Tauentzienpalast in wahren Begeisterungsstürmen aus. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs verschwand auch der Tauentzienpalast so allmählich. Aufgrund von Bombentreffern war er zu einer Ruine geworden. Noch bis 1950 fanden in dem Ruinenkino gelegentliche Aufführungen statt. Die Aufführungen fanden natürlich bei stark reduzierter Besucherzahl aufgrund der Zerstörungen, im Vergleich  zu davorliegenden Zeiten, statt. Dann kam die Abriss-Birne und der Tauentzienpalast war Historie. Ein Kino in der Nürnberger Straße 57-59, dass 1929 den ersten Film zeigte, wo der Cineast Töne hören konnte. Die Tondauer betrug nur knappe 3 Minuten.

Das war aber in Berlin die Geburtsstunde des Tonfilms in den Kinos. Er löste unaufhörlich den Stummfilm ab. Der erste Film mit Ton in Berlin feierte im heutigen Bezirk Tempelhof-Schöneberg seine Geburtsstunde. Eine der zahlreichen Berliner Besonderheiten! 

Text/Foto: Uwe Venter

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Frank Pfuhl
Frank Pfuhl
SDHB Redaktion Berlin