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Wolfgang Schäuble zu Gast im korrespondenten.cafe

Ewald König (li) und Wolfgang Schäuble (Foto: Volker Neef)

Wolfgang Schäuble zu Gast im korrespondenten.cafe

Wer sich die Vita von Dr. Wolfgang Schäuble anschaut, kommt aus dem Staunen kaum heraus. 

Am 19. April war er zu Gast beim Journalisten Ewald König im „korrespondenten.cafe“ in Berlin-Mitte.

Der CDU-Politiker aus Baden-Württemberg gehört seit über einem halben Jahrhundert dem Deutschen Bundestag an. Erstmals zog er 1972 ins Hohe Haus ein. Er gewann stets direkt seinen Wahlkreis Offenburg. 

Noch nie zuvor konnte ein deutscher Politiker auf über 50 Jahre Zugehörigkeit im Parlament verweisen. Es gibt hierzulande seit 1848 die Parlamentarische Demokratie. In diesen bisherigen 175 Jahren hat es nur ein einziger Parlamentarier geschafft, auf über ein halbes Jahrhundert Zugehörigkeit zu kommen. Auf Platz 2 steht August Bebel. (1840 bis 1913). Der Gründer der SPD gehörte 44 Jahre einem Parlament an.

Wolfgang Schäuble hatte in seiner politischen Laufbahn viele Ämter bekleidet. Er begann 1981 als Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion. Das blieb er bis 1984. Von 1984 bis 1991 war er Bundesminister; zuerst für besondere Aufgaben und Chef des Kanzleramts. Danach ernannte man ihn zum Bundesinnenminister. Ab 1991 führte er die Fraktion der CDU/CSU an. 2009 trat er erneut das Amt des Bundesinnenministers an und wechselte später ins Bundesfinanzministerium. Zu der beeindruckenden Vita des promovierten Volljuristen zählen u. a. auch das Amt des CDU-Bundesvorsitzenden und das des Bundestagspräsidenten. Letzteres hatte er von 2017 bis 2021 innegehabt. 2ß21 eröffnete er als Alterspräsident den 20. Bundestag.

Zählt man seine Ehrungen auf, muss man sehr viel Zeit aufwenden. Dr. h.c.-Auszeichnungen aus dem In- und Ausland gehören ebenso dazu wie das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern, der Karlspreis, die Ehrenbürgerurkunde der Bundeshauptstadt Berlin und in seiner Wahlkreisstadt Offenburg. 

Wolfgang Schäuble gehört zu den Politikern, die Klartext reden. Man kann ihm problemlos mehrere Stunden zuhören. Sehr groß ist sein Erfahrungsschatz. 

Er teilte u. a. mit: „Niemals wollte ich einen amtierenden Bundeskanzler ablösen. Das war bei Helmut Kohl so und auch bei Angela Merkel. Ich bin niemals ein Putschist gewesen. Ich stimme nicht gegen einen Kanzler, den ich mitgewählt habe“. 

Auf die Frage, welches Amt, das Dr. Schäuble ausüben durfte, das schönste gewesen ist, kam die Antwort: „Jedes Amt war schön. Man muss es allerdings mit Leidenschaft ausüben“. 

Dass es Ereignisse in seiner politischen Laufbahn gegeben hat, die man sich vorher nie hätte ausmalen können, gehört zur schmerzlichen Seite der Karriere. Da ist natürlich das Attentat auf ihn 1990 zu erwähnen. Seit dieser Zeit ist der Vollblutpolitiker auf den Rollstuhl angewiesen. „Die schrecklichen Morde des NSU haben wir uns nicht vorstellen können. Nicht vorstellen konnten wir uns offensichtlich auch, dass Reichsbürger bereit sind, vom Putsch zu träumen. Bei dieser Aufzählung darf keinesfalls die USA fehlen. Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass ein Präsidentenwechsel in den USA schon fast zu Umsturzplänen geführt hätte“.

Der Parlamentarier ist ein leidenschaftlicher Anhänger eines vereinten, friedlichen Europas. „Mein Wahlkreis, den ich seit 50 Jahren vertreten darf als direkt gewählter Abgeordneter, endet an der Grenze zur Stadt Straßburg. Ich weiß schon, was deutsch-französische Freundschaft bedeutet. Ebenso ist mir bewusst, welch hohen Stellenwert die deutsch-französische Freundschaft hat“. 

Mit ein wenig Stolz konnte der begnadete Redner auch mitteilen, er habe wohl die meisten politischen Entscheidungen richtig getroffen! „Welch großen Gegenwind habe ich erfahren, als ich 2006 die Islamkonferenz ins Leben gerufen hatte. Viele Berliner Taxifahrer haben einen Migrationshintergrund. Wenn Taxifahrer mich erkennen, winken sie mir freundlich zu. In Gesprächen teilen sie mir mit: „Ja, fordern und fördern ist die Devise. Mit der Entscheidung, eine Islamkonferenz ins Leben zu rufen, haben Sie uns die Hand gereicht. Das zeigte uns, WIR gehören auch zu Deutschland“.

Man kann es nur so ausdrücken: Im „korrespondenten.cafe“ in Berlin-Mitte durfte man mit Dr. Wolfgang Schäuble einen „Edeldiamanten“ aus den Reihen der deutschen Politik erleben.

Text/Foto: Volker Neef

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Frank Pfuhl
Frank Pfuhl
SDHB Redaktion Berlin