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Volksfest Kirmes? – Nachgefragt bei Dr. Robbin Juhnke, MdA

(Foto: Volker Neef)

Volksfest Kirmes? – Nachgefragt bei Dr. Robbin Juhnke, MdA 

Robbin Juhnke (Foto: Michael Königs)

Der CDU-Politiker Dr. Robbin Juhnke gehört dem Berliner Abgeordnetenhaus an. 

Der Parlamentarier aus dem Bezirk Neukölln ist Stellvertretender Fraktionsvorsitzender der größten Oppositionspartei im Preußischen Landtag. Er ist zugleich Sprecher für Kultur in der CDU-Fraktion. Wir sprachen mit ihm. 

STIMME-DER-HAUPTSTADT: Kürzlich ging in Herne das zweitgrößte Volksfest in Deutschland zu Ende, die Cranger Kirmes. Fast 4 Millionen Besucher waren in Herne-Crange an den 11 Kirmestagen zu Gast. Demnächst öffnet das größte Volksfest in Deutschland, das Oktoberfest in München, seine Pforten. Hamburg kennt den Dom, Stuttgart die Wasn, Düsseldorf die Rheinwiesen. In Berlin finden Volksfeste mit Fahrgeschäften, Imbissbetrieben und Spielcharakter oft auf dem Festgelände am Kurt-Schumacher-Platz in Reinickendorf statt. 

Welchen Stellenwert hat für Sie als Kulturpolitiker die Kirmes eigentlich? Drastisch einmal, sogar äußerst unhöflich, gefragt: Rümpfen Sie die Nase? Ist nur Oper, Vernissage, Theater, Musical, Filmfestival, Ballett für Sie Kultur? 

Dr. Robbin Juhnke: „Nein, keineswegs: wenn auch der Kulturbegriff selbst wissenschaftlich verschieden definiert wird, so ist doch klar, dass auch Tradition, Brauchtum und Volksfeste Teil der Kultur sind. Denken Sie beispielsweise an den Karneval oder die Fasnacht. Niemand – vor allem in den Hochburgen – wird auf die Idee kommen, dass das keine Ausprägungen von Kultur sind. Genauso sieht es auch die UNESCO, wenn sie rund 50 Feste vom „Augsburger Hohem Friedensfest“ bis zum „Wunsiedler Brunnenfest“ als immaterielles Kulturerbe ausweist“! 

STIMME-DER-HAUPTSTADT: Sie haben mit Buckow einen für Berliner Verhältnisse sehr ländlich geprägten Wahlkreis. Dort findet man sogar noch hauptberufliche Landwirt vor. Da ist das klassische Schützenfest, wie man es auf dem Lande kennt, angesagt. Welchen Stellenwert haben für Sie die Schützenfeste? 

Dr. Robbin Juhnke: „Leider kann ich für meinen Ortsteil kein Schützenfest vorweisen. Aber die örtlichen Geschäftsleute haben sich zusammengeschlossen und führen seit vielen Jahrzehnten Sommer- und Weihnachtsmärkte durch. Eine beliebte ländliche Volksfestveranstaltung musste erst kürzlich dem Neubau einer Siedlung weichen. Der Nutzen geht über den Spaß der Besucher oder den Geschäftsbetrieb der Schausteller aber weit hinaus. Zu allererst stärkt ein solches Fest nämlich den sozialen Zusammenhalt der Beteiligten. Ohne Ehrenamt ist so etwas nicht zu stemmen. Gleichzeitig ist es für die beteiligten Akteure, zum Beispiel Schützenverein, Freiwillige Feuerwehr, eine wichtige Einnahmequelle, um die Vereinsaktivitäten aufrechterhalten zu können. Darüber hinaus zieht es natürlich auch Besucher aus Nah und Fern an und macht den Ort bekannter“. 

STIMME-DER-HAUPTSTADT: Schausteller mussten, Corona-bedingt, über zwei Jahre lang leiden. Was fordern Sie vom Senat, um den Berliner Schaustellern und den in Berlin gastierenden deutschen Schaustellern zu helfen? 

Dr. Robbin Juhnke: „Ich höre immer wieder, dass lokale Schausteller bei vielen Vergaben das nachsehen haben. Zum Teil wird man gar nicht oder zu spät involviert. Das kann natürlich nicht sein. Wenn die öffentliche Hand solche Feste reguliert, dann muss man auch zuerst an die heimischen Akteure denken. In Berlin stellt sich darüber hinaus auch die Frage von Orten, wo solche Veranstaltungen stattfinden können. Die Behörden und manche politischen Kräfte sind leider sehr kreativ, durch Auflagen und Verbote vielen alteingesessenen Orten den Garaus zu machen. Insbesondere für die Grünen, scheinen normale Volksfeste ohne Multikulti-Ansatz oder Weltverbesserungsabsicht einfach zu volkstümlich zu sein“. 

STIMME-DER-HAUPTSTADT: Vielen Dank für das Gespräch.

Text: Volker Neef

Fotos: Michael Königs, Volker Neef

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Frank Pfuhl
Frank Pfuhl
SDHB Redaktion Berlin