Falko Liecke feiert
30. Januar 2023
Weltklasseturner zeigten ihr Können
31. Januar 2023
alle anzeigen

Tod-töten-Tot- Buchvorstellung

(Foto: Neofelis Verlag)

Tod-töten-Tot- Buchvorstellung

Es gibt ja die unbestrittene Weisheit: Der Tod gehört eben zum Leben.

Nun ist es manchmal so, dass Menschen nicht an Krankheit oder Altersschwäche sterben. Zu Opfern von Krankheit erklärt man ohne weiters auch diejenigen, die verhungert sind oder aufgrund unzureichender medizinischer Versorgung ums Leben gekommen sind. Diese Art des Todes betrifft besonders die Bewohner in armen Ländern. 

Manche sterben durch einen Unfall, manche werden Opfer von Morden. Ob dies aus Eifersucht, Gier oder Neid oder sonstigen Motiven geschehen ist, soll hier nicht näher erörtert werden. Andere Menschen wiederum sterben durch Krieg und Völkermord. Es gibt auch Menschen, die heutzutage noch nach den Gesetzen eines Staates legal ums Leben kommen. Darauf verweist die Autorin Dr. phil. Annegret von Wietersheim in ihrem Buch. Es trägt den Titel „Tod-töten-tot“ und ist im Neofelis Verlag zu Berlin erschienen. Das Buch umfasst 126 Seiten. Dr. phil. Annegret von Wietersheim war bis zu ihrer Pensionierung in Darmstadt als Studiendirektorin tätig. In ihrem Werk „Tod-töten-tot. Wenn das Töten von Menschen oder Tieren zum Beruf wird“ stellt sie uns Berufe vor, wo man töten muss oder dieses eventuell tun muss. Der Metzger schlachtet Tiere; der Fischer fängt Fische. Bei diesen Tätigkeiten wird der Tod von Tieren in Kauf genommen. Der Schäfer schlachtet gelegentlich Tiere aus seiner Herde selber. Der Tierarzt erlöst sterbenskranke Katzen, Hunde und andere Haustiere von ihren Qualen. Polizisten, Zollbeamte, Soldaten, einige Mitarbeiter von Firmen aus dem Sicherheitsgewerbe (man denke besonders an Fahrer und Besatzung von Geldtransportern) sind im Dienst bewaffnet und haben, wenn die Voraussetzungen vorliegen, das Recht, von der Schusswaffe Gebrauch zu machen. Dazu zählen auch Förster und Jäger. Die Autorin spricht auf S. 8 von „Personengruppen, die mit Tötungen befasst sind“. 

(Foto: Frank Pfuhl)

Gleich in ihrem 1. Kapitel, auf den S. 11 bis 22 nachzulesen, geht sie auf eine Berufsgruppe ein, die in Europa (bis auf Belarus) keine Rolle mehr spielt. Es ist der Beruf des Henkers, des Scharfrichters. 

Auf S. 14 lesen wir über die Todesstrafe, dass „sie laut Amnesty International in 106 Staaten vollständig abgeschafft“ worden ist. „In vielen asiatischen und arabischen Ländern sowie den USA wird sie allerdings unvermindert häufig eingesetzt“. 

Die Schriftstellerin macht uns auch mit dem letzten deutschen Henker vertraut. Die Biografie von Johann Reichart, der von 1893 bis 1972 gelebt hatte, zeigt die deutsche Gesichte- aber anhand der Zahl der Hingerichteten. Auf S.18/19 liest man: „Die Zahl der von Reichart durchgeführten Hinrichtungen sind tatsächlich überwältigend: Insgesamt richtet er zwischen 1924 und 1945  3.009 Menschen hin, davon 2.805 in der NS-Zeit. Im Namen der amerikanischen Besatzungsmacht vollstreckt er weitere 156 Todesurteile“. Die Autorin berichtet über den letzten deutschen Scharfrichter, der arm wie ein Bettler im Altersheim sein Leben mehr schlecht als recht führte. Er sagte kurz vor seinem Tode, der ihn auf natürlichem Wege ereilen sollte: „Ich tät´s nie wieder“. Es gehört auch zur traurigen Vita, so die Schriftstellerin, das im Alter von 23 Jahren sich der Sohn des ehemaligen Henkers das Leben genommen hatte. Nachbarn, Kollegen, die ganze Dorfgemeinschaft brachte ihm Hass entgegen. War er doch das Produkt des Henkers. 

Insgesamt findet der Leser 7 Kapitel in diesem Werk vor. Man muss es, trotz (oder vielleicht sogar ob des Themas „Töten“?) als sehr gelungen bezeichnen. Dr. phil. Annegret von Wietersheim beschäftigt sich eindringlich mit der Frage: „Was veranlasst Menschen, Mitmenschen oder Tiere zu töten?“ So kamen in dem Buch auch Personen zu Wort, die mit dem Töten ihren Berufsweg gefunden haben oder zumindest das Töten in Kauf nehmen. Man wünscht sich, dass man in seinem Leben niemals zum Mörder, sei es direkt oder indirekt, wird. Das kann schneller kommen, als man denkt, als man wahrhaben will! Du gehst spazieren, du fährst gemütlich Auto oder Fahrrad. Da erblickt man ein brennendes Fahrzeug. Man rennt hin und kann vom Rücksitz einen kleinen Jungen nach draußen ziehen. Wenige Sekunden später explodiert das verunglückte Fahrzeug! Die auch auf der Rückbank sitzende kleine Schwester des kleinen Jungen ist verbrannt. Warum hast Du den Jungen und nicht das Mädchen gerettet? Konntest Du wirklich nicht beide kleinen Kinder retten? 

Heikle Fragen, die einem das Leben und Mitmenschen stellen können. Man hofft, mit so etwas nie konfrontiert zu werden. Die Schriftstellerin geht in ihrem Buch sehr einfühlsam mit den Themen TÖTEN und TOD um. Man selber wird angeregt, über das Thema Tod, das wir so gerne verdrängen, nachzudenken.

Das beeindruckende Buch „Tod-töten-tot. Wenn das Töten von Menschen oder Tieren zum Beruf wird“ von Annegret von Wietersheim ist im Neofelis Verlag zu Berlin erschienen. Das Buch kostet im deutschen Buchhandel 14 Euro. ISBN 978-3-95808-359-2. 

Text: Volker Neef

Fotos: Frank Pfuhl; Neofelis Verlag

Print Friendly, PDF & Email
Frank Pfuhl
Frank Pfuhl
SDHB Redaktion Berlin