(Foto: AdNe)
Glasrecyclingtag 2023
16. September 2023
Antje Pieper ZDF und Jens Koch / [M]
50 Jahre „auslandsjournal“
17. September 2023
alle anzeigen

Seine Exzellenz Herr Botschafter Wacef Chiha- Neu in Berlin

Seine Exzellenz Herr Botschafter Wacef Chiha (Foto: Volker Neef)

Seine Exzellenz Herr Botschafter Wacef Chiha (Foto: Volker Neef)

Der neue Botschafter Tunesiens in Berlin

Seit August 2023 wird Tunesien durch S. E.  Herrn Botschafter Wacef Chiha in Deutschland vertreten.
Am 14. September 2023 stellte er sich den Medienvertretern vor.
Der Herr Botschafter war vor knapp 10 Jahren schon einmal diplomatisch in Berlin tätig gewesen. Damals aber noch nicht in dieser herausragenden Position, die er heute innehat.
Der studierte Wirtschaftswissenschaftler war für sein Land u. a. in der usbekischen Hauptstadt Taschkent im Einsatz gewesen sowie in Madrid, Paris und Madrid.
In einer tour d’horizon skizzierte er die aktuelle wirtschaftliche und politische Lage des Lands und er resümierte den Stand und die Entwicklung der deutsch-tunesischen Beziehungen. Wie in anderen arabischen Staaten („arabischer Frühling“ oder „Arabellion“) war auch in Tunesien das Jahr 2010/2011 von tiefgreifenden politischen Veränderungen geprägt: Im Verlauf dieser Revolution wurde das autokratisch regierende Staatsoberhaupt gestürzt. „Die im Jahre 2014 verabschiedete Verfassung leitete eine neue Ära ein“, erklärte der Botschafter.
Doch war die tunesische Innenpolitik seitdem durch Instabilität charakterisiert: Es existieren 220 politische Parteien und in 10 Jahren erlebte das Land 8 Regierungen. In der Folge wurde unter dem seit 2019 amtierenden Präsidenten Kais Said im Jahre 2022 die Verfassung faktisch außer Kraft gesetzt.
 
Tunesien hat eine diversifizierte Volkswirtschaft und im Jahre 2019 (den letzten erhältlichen Zahlen des Global Competitiveness Report des Weltwirtschaftsforums Davos) lag es hinsichtlich seiner Wettbewerbsfähigkeit an 87. Stelle in der Welt, übertraf damit aber gleichwohl alle übrigen Länder Afrikas. Doch auch wirtschaftlich befindet sich Tunesien in einer längerdauernden Krise: Die Staatsverschuldung ist hoch, in den letzten 10 Jahren wurde die Landeswährung Dinar um 73 Prozent abgewertet. Das reale, also preisbereinigte, Wirtschaftswachstum betrug seit dem Jahre 2019 zwischen 3 und 4 Prozent. Die Inflationsrate liegt gegenwärtig bei rund 10 Prozent. Die Arbeitslosenrate ist relativ hoch, insbesondere unter jüngeren Personen. Armut ist immer noch teilweise verbreitet.
 
Das Land befindet sich gegenwärtig in schwierigen Verhandlungen mit dem Weltwährungsfonds im Hinblick auf die Gewährung neuer Kredite. Der Fonds verlangt eine fortschreitende Aufhebung der Subventionen für Nahrungsmittel und Energie. Das würde zu einer geschätzten Inflationsrate von 20 bis 30 Prozent führen, mit der erwarteten Folge sozialer Unruhen. „Wir sind nicht prinzipiell gegen eine Übereinkunft mit dem Weltwährungsfonds, aber wir wollen unsere wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation stabilisieren“, sagte Botschafter Chiha.

(Foto: Volker Neef)
(Foto: Volker Neef)

Deutschland ist ein wichtiger Wirtschaftspartner Tunesiens. Deutschland ist der drittwichtigste Markt für Tunesien und bezüglich der Direktinvestitionen liegt Deutschland an vierter Stelle. Es gibt rund 4.000 tunesische Studenten an deutschen Hochschulen, gegenwärtige liegt der Zuwachs bei rund 200 Studenten jährlich.

Text: Gernot Volger
Foto: Volker Neef

Print Friendly, PDF & Email