Seine Exzellenz, Herr Botschafter Dilshod Akhatov im Gespräch
Seine Exzellenz, Herr Dilshod Akhatov, ist Botschafter Usbekistans in Berlin.
In der Botschaft in Berlin-Tiergarten sprachen wir mit ihm.
STIMME-DER-HAUPTSTADT: Exzellenz, was können Sie uns Neues berichten?
S. E., Herr Dilshod Akhatov: „Da möchte ich gerne den Besuch des Präsidenten der Republik Usbekistan in die Türkei erwähnen“.
STIMME-DER-HAUPTSTADT: Bitte teilen Sie uns dazu Details mit.
S. E., Herr Dilshod Akhatov: „Am 6. Juni stattete der Präsident der Republik Usbekistan, Herr Shavkat Mirziyoyev, auf Einladung des türkischen Präsidenten, Herrn R. Erdogan, einen offiziellen Besuch in Ankara ab. Der Plan war, die dritte Sitzung des Rates für strategische Zusammenarbeit unter dem Vorsitz der Staats- und Regierungschefs beider Staaten abzuhalten. In der Agenda wurden die Themen der Weiterentwicklung und Stärkung der umfassenden strategischen Partnerschaftsbeziehungen zwischen Usbekistan und der Türkei besprochen. Der Schwerpunkt lag auf dem Ausbau der praktischen Interaktion, vor allem der Steigerung des Handelsumsatzes, der Förderung von Kooperationsprojekten in der Industrie, der grünen Energie-, Elektro-, Textil-, Pharmaindustrie, dem Agrarsektor und anderen Bereichen, auch im Rahmen des öffentlich-privaten Partnerschaftsprogramms. In diesem Jahr feiern die beiden Länder den 32. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu erwähnen, dass die Republik Türkei das erste Land der Welt war, das die Unabhängigkeit unseres Landes anerkannte und als erstes seine Botschaft in Taschkent eröffnete.
Darüber hinaus ist die Türkei einer der Staaten, deren politischer Dialog zwischen Usbekistan und der Türkei sich durch eine besondere Dynamik sowie durch ein hohes Maß an gegenseitigem Vertrauen und brüderlichem Verständnis auszeichnet. Dieser Geist bildet eine solide Grundlage für die weitere Entwicklung und Stärkung der usbekisch-türkischen Beziehungen im Rahmen einer umfassenden strategischen Partnerschaft.
In den letzten sieben Jahren fanden sieben gegenseitige Besuche auf hoher Ebene sowie eine Reihe von Treffen der Staatschefs am Rande internationaler Veranstaltungen statt. Diese Treffen zeigen, dass die Staats- und Regierungschefs beider Länder fest entschlossen sind, die umfassenden, für beide Seiten vorteilhaften Beziehungen persönlich zu fördern und die Kooperationsagenda mit neuen, bahnbrechenden Bereichen zu füllen. Sie verleihen auch Bereichen der bilateralen Interaktion wie der Schaffung günstiger Bedingungen für die Geschäftswelt beider Länder, der Verbesserung des Investitionsklimas, der Umsetzung gemeinsamer Kooperationsprojekte und dem kulturellen und humanitären Austausch einen starken Impuls.
Die Länder sind sich des enormen Potenzials der Zusammenarbeit nicht nur im bilateralen Format, sondern auch im Rahmen multilateraler globaler und regionaler Plattformen bewusst. Zu nennen sind hier insbesondere die Vereinten Nationen, die Organisation der Türkischen Staaten, die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit, die Organisation für Islamische Zusammenarbeit und andere.
Zwischen den gesetzgebenden Organen der beiden Länder wurden fruchtbare Beziehungen geknüpft. Die Freundschaftsgruppen und Fachausschüsse des usbekischen Oliy Majlis und der Großen Nationalversammlung der Türkei sind aktiv an der Gestaltung der usbekisch-türkischen Kooperationsagenda beteiligt und überwachen die Umsetzung der auf höchster Ebene getroffenen Vereinbarungen.
Generell war der interparlamentarische Dialog in den letzten Jahren besonders reichhaltig. So beteiligten sich türkische Parlamentarier aktiv an der Überwachung des Verfassungsreferendums in Usbekistan am 30. April 2023 und der Präsidentschaftswahlen am 9. Juli desselben Jahres. Im Gegenzug nahmen usbekische Beobachter an den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in der Türkei am 14. Mai 2023 teil. Es fanden mehrere gegenseitige Besuche parlamentarischer Delegationen, ihre Treffen auf multilateralen Plattformen sowie Telefongespräche zwischen den Vorsitzenden der gesetzgebenden Organe statt.
So empfing der usbekische Präsident Shavkat Mirziyoyev am 22. Mai dieses Jahres eine Delegation der Großen Nationalversammlung der Türkei unter der Leitung ihres Vorsitzenden Numan Kurtulmuş. Besonderes Augenmerk wurde bei diesem Treffen auf die Förderung von Investitionsprogrammen, die Ankurbelung des Tourismus sowie den Austausch in den Bereichen Wirtschaft und Bildung gelegt. Es wurden auch Aussichten für eine Interaktion zwischen den Parlamenten im Rahmen internationaler Strukturen, insbesondere der Organisation der Türkischen Staaten, aufgezeigt.
Aktive diplomatische Kontakte spielen auch eine wichtige Rolle bei der Stärkung des politischen Dialogs zwischen Usbekistan und der Türkei. Ein Beweis dafür ist der sich ständig erweiternde Rechtsrahmen, der derzeit fast 140 bilaterale Abkommen und Protokolle zwischenstaatlicher, ressortübergreifender und anderer Art umfasst.
Zwischen den Außenministerien beider Länder finden regelmäßig politische Konsultationen statt, und es gibt eine gemeinsame Arbeitsgruppe für eine umfassende strategische Planung auf Ebene der Außenminister, deren dritte Sitzung am 26. und 27. September 2023 in Ankara stattfand. Am 1. und 2. März dieses Jahres trafen sich die Außenminister von Usbekistan und der Türkei zu einem diplomatischen Forum in Antalya.
Die behördenübergreifende Zusammenarbeit wurde eingerichtet und entwickelt sich aktiv weiter, was zur wirksamen Umsetzung von Reformen und politischen Maßnahmen in den Bereichen Verkehr, Gesundheitswesen, Bildung und anderen Bereichen beiträgt, die in beiden Ländern durchgeführt werden. Selbstverständlich bleiben Wirtschaft und Handel weiterhin ein vorrangiger Bereich der bilateralen Zusammenarbeit, die die Grundlage für den Fortschritt und Wohlstand der beiden Staaten sowie die Verbesserung des Niveaus und der Lebensqualität ihrer Völker bildet. Die Türkei war in den letzten Jahren einer der größten Handels- und Wirtschaftspartner Usbekistans und belegte nach Russland, China und Kasachstan den 4. Platz. Im März 2022 wurde zwischen Usbekistan und der Türkei ein Abkommen über Präferenzhandel unterzeichnet, das erneut das Interesse der Parteien an einer Steigerung des gegenseitigen Handels bestätigt, dessen Volumen im Jahr 2023 ca. 3 Milliarden US-Dollar überstieg. Es ist geplant, diese Zahl in den kommenden Jahren auf 5 Milliarden US-Dollar zu erhöhen.
Auch die Investitionskooperation entwickelt sich rasant. Türkei ist einer der führenden Investoren in der Wirtschaft Usbekistans. Allein in diesem Jahr wurden unter Beteiligung türkischer Investitionen rund 100 Joint Ventures gegründet, deren Gesamtzahl bis heute fast zweitausend beträgt. Aktuelle Tätigkeitsbereiche sind intensiver Gartenbau, Fischzucht, Viehzucht und andere. Darüber hinaus wird die vielfältige bilaterale strategische Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung, Medizin, Bau, Textil, Automobil, Energie, Wissenschaft, Technologie, Kultur, digitale Wirtschaft und Sicherheit intensiv gefördert. Am 25. und 26. Dezember 2023 fand in Ankara die 7. Sitzung der usbekisch-türkischen Regierungskommission für Handel und wirtschaftliche Zusammenarbeit statt. Dadurch entstand ein Portfolio neuer Investitionsprojekte mit einem Gesamtwert von 1,4 Milliarden US-Dollar.
Die Beziehungen auf Ebene von Regionen werden stetig ausgebaut. Die Bürgermeister von Regionen Usbekistans besuchen regelmäßig die Türkei, um Kontakte zu knüpfen, Perspektiven kennenzulernen und die Zusammenarbeit zu entwickeln. So wurden nach den Ergebnissen des letztjährigen Besuchs der Delegation der Region Navoi in der Türkei Vereinbarungen über 11 Projekte in den Bereichen Textil, Chemie, Elektroindustrie und Landwirtschaft im Wert von über 230 Millionen US-Dollar unterzeichnet.
Auch die Teilnahme einer repräsentativen Delegation unter der Leitung des türkischen Vizepräsidenten Cevdet Yilmaz am III. Internationalen Investitionsforum in Taschkent, das am 1. und 2. Mai dieses Jahres stattfand, war fruchtbar. Die Delegation führte eine Reihe fruchtbarer Verhandlungen in den Ministerien und Abteilungen der Republik und wurde auch von Präsident Shavkat Mirziyoyev empfangen.
Unter Berücksichtigung der geografischen Lage und des Potenzials beider Länder stimmen die Ebenen ihrer Interessen bei der Entwicklung von Transport- und Logistikrouten überein. Insbesondere sind die Parteien an der Förderung des multimodalen Verkehrskorridors „Asien-Pazifik-Region – China – Kirgisistan – Usbekistan – Turkmenistan – Aserbaidschan – Georgien – Türkei – Europa“ interessiert. Die Umsetzung dieses Großprojekts wird es den beiden Ländern ermöglichen, ihr Außenhandelspotenzial zum gegenseitigen Vorteil erheblich zu steigern und das Volumen des Transitfrachttransports durch die Gebiete Usbekistans und der Türkei zu erhöhen.
Heutzutage nutzen usbekische Jugendliche in großem Umfang die Möglichkeit, in der Türkei eine Ausbildung zu bekommen. Um diese Möglichkeit zu erweitern, wurde am Staatlichen Medizinischen Institut Buchara zusammen mit der Türkischen Universität für Medizinische Wissenschaften eine gemeinsame Fakultät geschaffen und in Taschkent eine Zweigstelle der Türkischen Universität für Wirtschaft und Technologie eröffnet.
Auch der Tourismussektor, einer der starken Wachstumstreiber der Volkswirtschaften beider Länder, ist ein Bereich aktiver Interaktion. So sind türkische Spezialisten an der Entwicklung des Pilgertourismus in Usbekistan beteiligt. Unter der Bevölkerung muslimischer Staaten zeigen türkische Bürger das größte Interesse an kulturellen und historischen Stätten und Sehenswürdigkeiten Usbekistans. Im Jahr 2023 überstieg die Zahl der türkischen Touristen, die Usbekistan besuchten, 100.000 Menschen.
Als Hüter des reichen kulturellen und historischen Erbes der Turkvölker legen Usbekistan und die Türkei besonderen Wert auf die Interaktion in den Bereichen Wissenschaft und Kunst. Wissenschaftler beider Länder führen gemeinsame Forschungen durch, tauschen Erfahrungen und Informationen aus und veranstalten große Symposien und Konferenzen, die dem Leben und Werk großer Wissenschaftler und Denker beider Nationen gewidmet sind.
Wie aus dem oben Gesagten hervorgeht, sind Taschkent und Ankara fest entschlossen, die Beziehungen einer umfassenden strategischen Partnerschaft weiter auszubauen und zu vertiefen und die Beziehungen zwischen den beiden Staaten und Völkern mit neuen Inhalten und praktischen Maßnahmen zu füllen. In diesem Zusammenhang wird der bevorstehende bilaterale Gipfel in der Türkei sicherlich noch mehr Energie und Konstruktivismus in die Weiterentwicklung der für beide Seiten vorteilhaften Zusammenarbeit bringen und die brüderlichen Bindungen zwischen den Völkern beider Staaten, die durch die Geschichte selbst bedingt sind, weiter stärken“.
STIMME-DER-HAUPTSTADT: Vielen Dank für das Gespräch.
Text: Volker Neef
Fotos: Ralf Flucke; BakAsl