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Prof. Stefan Kooths zu Gast im „korrespondenten.cafe“

Stefan Kooths (li.) und Ewald König (Foto: Volker Neef)

Prof. Stefan Kooths zu Gast im „korrespondenten.cafe“

Prof. Dr. Stefan Kooths (53) gilt in Deutschland als einer der einflussreichsten Ökonomen.

In Münster in Westfalen studierte und promovierte er. Danach war er als Assistent am „Institut für industriewirtschaftliche Forschung“ tätig. Später wurde er Geschäftsführer des „Muenster Institute for Computational Economics“. Gastaufenthalte als Wissenschaftler führten ihn an Universitäten in den USA und Frankreich. Von 2005 bis 2010 war er in der Konjunkturabteilung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) tätig. Danach trat Stefan Kooths beim Institut für Weltwirtschaft, dass in Kiel beheimatet ist, eine Stelle an. Im Laufe seiner Dienstzeit ernannte man ihn zum Vizepräsidenten des Instituts für Weltwirtschaft.

2013 übernahm er eine Professur für Volkswirtschaftslehre an der privaten Fachhochschule „University of Applied Sciences Europe“ in Berlin. Im Jahre 2014 war der Wirtschaftswissenschaftler einer der Autoren für die Studie „Finanz- und Wirtschaftspolitik bei einer anhaltenden monetären Expansion“. Diese Studie erstellte man für das Bundesfinanzministerium. Im gleichen Jahr beteiligte er sich als Co-Autor an der Studie „Das europäische Verfahren zur Vermeidung und Korrektur makroökonomischer Ungleichgewichte – Auswertung der bisherigen Erfahrung und mögliche Reformansätze“. Diese Studie erstellte man für das Bundeswirtschaftsministerium. Seit drei Jahren ist Prof. Dr. Stefan Kooths zudem Präsident der Hayek-Gesellschaft. 

Am 22. Dezember war der gebürtige Rheinländer zu Gast bei dem Journalisten Ewald König im „korrespondenten.cafe“ in Berlin-Mitte. Zahlreiche Medienvertreter aus aller Welt, die alle ihren Dienstsitz in Berlin haben, erfuhren von einem anerkannten Wirtschaftswissenschaftler, wie es beispielsweise um die Konjunktur, die Auslastung der Wirtschaft, die Inflation und den Fachkräftemangel bestellt ist. Gleich am Anfang seiner Ausführungen teilte der Gast aus Kiel mit: „Nur auf die Energiepreise zu schauen, ist zu kurzfristig gedacht! Es stellt sich ja auch die Frage: Wie geht man intelligent mit knappen Gütern um“? So gehen seiner Prognose nach die Preise 2023 etwas zurück. „Man sieht ja nun regelrecht die Inflation, sie ist vorhanden. Also müssen sowohl Politik als auch EZB jetzt handeln“. Man hat zweistellige Teuerungsraten zu verzeichnen gehabt und das hält immer noch an. Er warnte eindringlich davor, an solche exorbitanten Teuerungsraten sich einfach zu gewöhnen und zur Tagesordnung überzugehen. Natürlich haben die sehr stark gestiegenen Energiekosten das Preisniveau in die Höhe geschraubt. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat die Inflationsrate zusätzlich angefacht. Der Wirtschaftswissenschaftler teilte mit, der Krieg mitten in Europa sei aber nicht Ursache allein für den Preisanstieg bei Energie, Lebensmitteln und Dienstleistungen. Der Sektor Personal habe schon vor dem Ukrainekrieg für drastische Verteuerungen gesorgt. Wie das so ist, jede Münze hat sozusagen zwei völlig verschiedene Seiten. Der eine Marktteilnehmer (sei es Produzent, Autofahrer, Hausfrau) muss für Energie viel tiefer in die Geldbörse greifen; der andere Marktteilnehmer hingegen (Verkäufer/Lieferant von Energie beispielsweise) macht höhere Gewinne jetzt. Die Lieferanten von Energie sitzen oft außerhalb Deutschlands. Durch den Abfluss von Geld in unseren Landen verringert sich die hiesige Kaufkraft. 

Der Professor aus Kiel sprach in Berlin-Mitte auch die Pandemie an. Sie habe ihren Beitrag geleistet, die Inflation anzuheizen. Vater Staat gewährte in Deutschland während der Hochphase der Pandemie viele staatliche Stützprogramme. Die Notenbank und Landesbanken sprangen als Zahlmeister ein. Die Konsumenten in Deutschland sparten während dieser Zeit rund 200 Milliarden Euro an. „Wir alle können uns doch noch sehr gut daran erinnern! Gastronomiebesuche, Kultur in Form von Theater, Kino, Oper fanden nicht statt. Urlaubsreisen waren auch unmöglich. Das angestaute Geld gibt man jetzt aus“. Das Problem ist aber: Alle haben Nachholbedarf an Konsum, das Geld trifft auf ein Warenangebot, das kleiner geworden ist. Die alte Marktregel besagt nun einmal: Preise gehen nach oben, wenn man eine Nachfrage verzeichnet, die größer ist als das Angebot. „An einigen Tatbeständen kommt man nicht vorbei: Erstens: Wir sind alle miteinander ärmer geworden. Zweitens: Der Staat hat sich verschuldet“. Ein großes Problem ist zudem der Fachkräftemangel. Es bleibt abzuwarten, ob die hier lebenden Flüchtlinge aus der Ukraine nach einem Friedensschluss alle nach Hause gehen werden. Ein Problem ist hausgemacht! Rund 80.000 sehr gut ausgebildete Fachkräfte verlassen pro Jahr Deutschland. Die Ursachen sind vielschichtig. Ausufernde Bürokratie oder fehlende Willkommenskultur sind u. a. die Ursachen. Man erlebt, dass „Gastarbeiterkinder“ der 3. Generation Deutschland den Rücken kehren. Hier geboren, kehren sie in das Land ihrer Großväter, in die Türkei, zurück. Das kann an gemachten Erfahrungen liegen. Mit ausländisch klingendem Namen ist es schwerer, einen Job im mittleren oder gehobenen Management zu bekommen. Ruft man mit einem türkisch klingenden Namen eine Hausverwaltung aufgrund einer offerierten Wohnung an, ist die zufällig schon vermietet worden. Man muss für diese gut ausgebildeten Fachleute mehr tun. Jeder Weggang aus Deutschland hinterlässt schmerzhafte Lücken. Gut ausgebildete Zuwanderer aus aller Welt sind immer eine Bereicherung. Hier muss man aber bedenken, dass Deutschland mit anderen Ländern um diese gut ausgebildeten Zuwanderer regelrecht im Wettbewerb steht. 

Klare Wort kamen von Prof. Stefan Kooths zum Thema allgemeine Zuwanderung und Sozialstaat, also Zuwanderer ohne gute oder gar keine Ausbildung. „Offene Grenzen und Sozialstaat gehen nicht zusammen. Wir können nicht der ganzen Welt helfen“. Offene Wort kamen auch zum Thema Atomkraftwerke in Deutschland! Kurz und knapp sagte der Professor aus der Reihe der Klartextredner: „Die AKWs sollte man weiterlaufen lassen“.

Ewald König sprach für alle anwesenden Medienvertreter, als er den Gast aus Kiel mit den Worten verabschiedete: „Man ist von Ihren Ausführungen sehr begeistert. Ich wollte Sie beinahe schon fragen, ob wir morgen noch einen Termin ansetzen dürfen“? Prof. Stefan Kooths nahm die Einladung gerne und dankbar an, jedoch müsse „die Fortsetzung des Gespräches auf das Frühjahr 2023 verschoben werden wegen meines widersprechenden Terminkalenders“. 

Auf diesen Termin im „korrespondenten.cafe“ freuen sich jetzt schon die Medienvertreter.

Text/Foto: Volker Neef

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Frank Pfuhl
Frank Pfuhl
SDHB Redaktion Berlin