(Foto: Frank Pfuhl)
Tag des Tieres
4. Oktober 2023
Paola Felix (Foto: Karlheinz Penkwitt)
Paola Del Medico
5. Oktober 2023
alle anzeigen

Peter Horton-Unvergessen

Günter Rüdiger (Foto: Promotion Zimmertheater Steglitz)

Günter Rüdiger (Foto: Promotion Zimmertheater Steglitz)

Intendant Günter Rüdiger im Gespräch

Der am 19. September 1941 geborene Komponist, Sänger und Gitarrist Peter Horton ist am 22. September 2023 verstorben, drei Tage nach seinem 82. Geburtstag.

Als Kind trat er bei den Wiener Sängerknaben auf. Er vertrat Österreich 1967 beim Eurovision Song Contest, zudem war er häufiger Gast bei deutschsprachigen Radio- und TV-Sendern. Peter Horton erlernte erst Klavierspielen, später, am Wiener Konservatorium, kam die Klarinette hinzu. Peter Horton hatte seine erste Bühnenshow als Sänger bei Jazzlegende Fatty George und Gerhard Bronner („Marietta“, Kabarett Wien). Er ging auf Tour als Sänger und Bassist mit der österreichischen Topband „Flamingos“. In Stuttgart studierte er erfolgreich klassischen Gesang.

Der Künstler litt seit mehreren Jahren an Parkinson. Peter Horton unterrichtete auch Schulmusik. Er verfasste über 600 Musikwerke und Chansons. Knapp 60 Platten/CDs brachte er auf den Markt. Er verfasste 11 Bücher.

Günter Rüdiger ist Intendant und Künstlerischer Leiter des Zimmertheaters in Berlin-Steglitz. Günter Rüdiger kannte Peter Horton persönlich. Wir sprachen mit dem ausgebildeten Schauspieler und Sänger Günter Rüdiger.

Günter Rüdiger in "Geistreiche Geister" (Foto: Volker Neef)
Günter Rüdiger in „Geistreiche Geister“ (Foto: Volker Neef)

STIMME-DER-HAUPTSTADT: Was haben Sie empfunden, als Sie vom Tod Ihres Kollegen Peter Horton erfahren hatten?

Günter Rüdiger: „Die Nachricht vom Tod von Peter Horton hat mich tief getroffen und bewegt mich sehr.
Sie müssen wissen: Peter Horton war für mich immer ein großes Vorbild und hat mich in meinen Anfängen künstlerisch sehr beeinflusst. Als junger Mann habe ich viele seiner Konzerte besucht. Ich habe noch ein Plakat von 1981 mit einem Druckfehler: Statt Hochschule der Künste stand da Kochschule der Künste. Peter hat das amüsiert, dass er sein Konzert in einem Kochstudio gibt!
Als ich dann anfing, professionell aufzutreten und Chansons zu singen, gab es in Berlin die Musik-Clubs GO IN, FOLKPUB, BANANAS usw. In der Zeit hatte ich viele Songs von Peter Horton im Repertoire: „Wenn Du nichts hast als die Liebe“, „Maria spricht nur wenig“, „Sprich leiser“, „Wer andern nie ein Feuer macht“, „Stadt aus Stahl und Glas“ u. a.

Später im Kabarett BERLINER BRETTL dann auch „Bürokraten“ und „Der Mohr“, für mich ein ganz toller Song. Einen Lyrik-Text von Peter Horton habe ich auch als Moritat vertont. Es handelt sich dabei um „Von einem Hirn, das auszog“. Der Titel ist auch bei der GEMA gemeldet.

Am 17.9., fünf Tage vor dem Heimgang des unvergessenen Kollegen, gab ich noch einen Liederabend im ZIMMERTHEATER STEGLITZ, u. a. mit Titeln von Peter Horton“.

STIMME-DER-HAUPTSTADT: Fünf Tage vor Peter Hortons Tod haben Sie noch Lieder von ihm auf der Bühne gesungen. Man mag es kaum erfassen.

Günter Rüdiger: „Sie haben vollkommen Recht. Dazu ist noch folgendes passiert: Eine Zuschauerin sagte dann nach der Vorstellung in Steglitz: „Herr Horton hat in zwei Tagen Geburtstag!“. Ich antwortete: „Oh, dann muss ich ihn anrufen“. Leider hatte ich an diesem Tag keine Ruhe zum Telefonieren und wollte das am Freitag nachholen. Da war es aber schon zu spät. Peter hätte wahrscheinlich ohnehin nicht mehr sprechen können.

2021 rief Peter mal bei mir an. Er hatte mir per Mail Musikdateien geschickt und wollte wissen, ob das angekommen ist. Ich fragte ihn auch, ob es ihm recht sei, wenn ich einige seiner Lieder singe. Ich glaube, da er ja selbst nicht mehr auftreten konnte, hat er sich darüber gefreut, dass seine Lieder durch einen anderen Interpreten weiterleben“.

STIMME-DER-HAUPTSTADT: All das zeigt ja, Ihre Verbundenheit mit Peter Horton.

Günter Rüdiger: „Ja, der Kollege wird wirklich immer unvergessen bleiben.Dass ich fünf Tage vor seinem Ableben noch Lieder gespielt habe, macht einen tieferen Sinn jetzt für eine kommende Aufführung. Am Sonntag, den 29. Oktober, führen wir im Zimmertheater um 19 Uhr die „Geistreichen Geister“ auf. Da geht es um Unfassbares, um Unbeschreibliches. Der Tod des bekannten Kollegen geht ja in die Richtung des Unfassbaren. Ich denke, wir vergessen viel zu oft, dass ein jeder von uns einmal von der Bühne des Lebens abtreten muss. Diese einfache Weisheit ist für viele von uns auch unfassbar und unbeschreiblich“.

STIMME-DER-HAUPTSTADT: Vielen Dank für das Gespräch.

Text: Volker Neef

Fotos: Volker Neef; Promotion Zimmertheater Steglitz