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Paradise Highway – Straße der Angst

"Paradise Highway - Straße der Angst": Sally (Juliette Binoche) sitzt im Dunkeln an der Seite ihres Trucks. (Foto: ZDF und Nick Burchell/Lionsg)

Paradise Highway – Straße der Angst

Free-TV-Premiere im Montagskino

ZDF-Koproduktion mit Juliette Binoche, Hala Finlay, Frank Grillo und Morgan Freeman: Als das Leben ihres Bruders (Frank Grillo) in Gefahr ist, verstößt Truckerin Sally (Juliette Binoche) gegen all ihre Prinzipien und übernimmt einen illegalen Auftrag für einen Mädchenhändler-Ring: Sie soll die 13-jährige Leila (Hala Finlay) transportieren. Doch die Übergabe an einen Kurier läuft schief.

ZDF – Montag, 14. August 2023, 22.15 Uhr  

ZDFmediathek- Im Anschluss an die TV-Ausstrahlung, drei Monate lang

Um ihren im Knast sitzenden Bruder Dennis zu schützen, schmuggelt Truckerin Sally ab und zu heiße Ware in ihrem Lastwagen. Aber ihr jüngster Job macht ihr schwer zu schaffen – dieses Mal handelt es sich bei der Ware nicht um Drogen, sondern zu ihrem großen Entsetzen um ein junges Mädchen. Um ihren Bruder kurz vor der Entlassung aus dem Gefängnis jedoch nicht in Schwierigkeiten zu bringen, übernimmt sie den Job. Doch bei der Übergabe der 13-jährigen Leila geht etwas schief. Leila schnappt sich Sallys alte Flinte, die unter dem Beifahrersitz des Trucks liegt, und erschießt den Kurier, der sie abholen sollte.

Widerwillig hilft die abgebrühte Sally dem Mädchen und behält sie in ihrem Truck. Während die Leiche des Kuriers nicht nur die Menschenhändler, sondern auch Polizei und FBI auf den Plan ruft, nähern sich Sally und Leila auf ihrer unfreiwilligen Flucht langsam an. Und die Zeit spielt für das ungewöhnliche Reiseduo: Sally kann im Kampf gegen Leilas Verfolger auf die Unterstützung ihrer Trucker-Freundinnen zählen.  FBI-Berater Gerick und FBI-Rookie Sterling merken im Laufe ihrer Ermittlungen recht bald, dass die vermeintlichen Täterinnen in Wahrheit die Opfer sind.

Truckerin Rose (Veronika Ferres, r.) sorgt dafür, dass Leila (Hala Finley, l.) nicht von der Polizei gefunden wird. (Foto: ZDF und Nick Burchell)

Der Crime-Thriller „Paradise Highway – Straße der Angst“ erzählt von einer ungewöhnlichen Freundschaft, einer spannenden Ermittlung und dem gefährlichen Leben als Truckerfahrerin. Für ihr Kinodebüt konnte die norwegische Drehbuchautorin und Regisseurin Anna Gutto gleich zwei Oscar-Preisträger gewinnen: Juliette Binoche und Morgan Freeman. Beide waren von der Story und dem jungen Talent im Hintergrund so überzeugt, dass sie sich der internationalen Kinoproduktion anschlossen, die in einer amerikanisch-, deutsch-schweizerischen Finanzierung entstand. 2022 erlebte die ZDF-Kinokoproduktion ihre Premiere auf dem renommierten Filmfestival von Locarno und konnte sowohl die Kritiker wie das Publikum überzeugen.

In einer kleinen Rolle zu sehen ist der deutsche Star Veronica Ferres. Von Anfang an glaubte sie an dieses ambitionierte Projekt und unterstützte ihre Freundin, Produzentin Claudia Bluemhuber, darin, diese Geschichte auf die große Leinwand zu bringen.

Die Idee für diese Story entstand, als Filmstudentin Anna Gutto von ihrem Dozenten an der Columbia University, dem renommierten Filmemacher Paul Schrader, den Hinweis bekam, sich doch einmal mit der Welt der Truck-Fahrerinnen in den USA zu beschäftigen. Ihre Recherche in der Szene gab ihr die Idee für die Rolle der Sally. Ein Drehbuch entstand, das einen Nachwuchspreis gewann, und bei einem Treffen während des Cannes Film Festivals wurde Produzentin Claudia Bluemhuber auf das junge Talent und die Story aufmerksam. Um den Film vorzubereiten, verbrachte die Regisseurin viele Tage auf dem Beifahrersitz und viele Nächte in der Schlafkoje von amerikanischen Truckerinnen, die ihr von ihrem harten Leben erzählten: von der Einsamkeit hinter dem Steuer, den Gefahren in einem Männerjob. Schon während der Ausbildung, die meistens von Männern durchgeführt wird, kommt es häufig zu Vergewaltigungen. Viel lernte Gutto über diese gefährliche Welt von den Truck-Fahrerinnen Desiree Wood und Dianne McNair-Smith, die sie dann auch in kleinen Rollen in ihrem Film besetzte. Die Dialoge zwischen Sally und ihren Freundinnen beruhen auf diesen Erfahrungen und sind absolut authentisch – ebenso wie Sallys Rat an die junge Leila, immer eine Männerjacke auf dem Fahrersitz hängen zu lassen, auf dem Rastplatz nachts alle Vorhänge zu schließen und nicht mehr die Tür zu öffnen.

Einem Zufall ist es zu verdanken, dass der französische Star Juliette Binoche auf dieses Projekt aufmerksam wurde: Kameramann John Christian Rosenlund, der mit Binoche acht Jahre zuvor das Kriegsdrama „Tausendmal gute Nacht“ gedreht hatte, schickte ihr das Drehbuch. Binoche war sofort interessiert, auch weil sie es für sehr wichtig hielt, diese Geschichte mit einem so wichtigen Thema zu erzählen. 

„Von dem Moment an, als wir über Juliette sprachen, wusste ich, dass sie meine Sally ist“, erinnert sich Anna Gutto. „Sie besitzt die Stärke, die Verletzlichkeit und den Mut, so eine Rolle zu spielen. Es war ein Geschenk für mich als Regie-Newcomerin mit solch einer engagierten Schauspielerin zu arbeiten. Wir haben diesen Film zusammen realisiert: Von den ersten Tagen der Preproduction an, als sie lernte, einen 18 Wheeler-Truck zu fahren. An den Moskito-reichen, feuchten Drehtagen im heißen Mississippi, wo sie in einem alten Truck ohne Klimatisierung hocken musste, und durch die komplizierte Zeit der Postproduktion. Juliette war eine wahrhaftige Partnerin bei diesem Filmunternehmen für mich.“

Anlässlich der Filmpremiere in Locarno berichtete Juliette Binoche in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau zu ihrem Fahrtraining: „Na klar, das habe ich für den Film gelernt. Ich gehöre zu den Schauspielerinnen, die es lieben, für ihre Rollen Neues zu lernen und sich körperlichen Herausforderungen zu stellen. Deswegen war ich begeistert von dieser Aufgabe. Mir war es auch wichtig, dass man mich im Film wirklich fahren sieht und die Sache authentisch wirkt.“ Und zu ihrer besonderen Körpersprache in der Rolle der Sally: „Das habe ich mir bei der echten Truckerin abgeguckt, die ich als Recherche eine Weile begleitet habe. Sie wirkte ein wenig maskulin in ihrem Auftreten, was natürlich auch viel mit Selbstschutz zu tun hatte. Ich fühlte mich direkt an meine Zeit als junge Schauspielerin erinnert. Wenn ich spät abends von der Schule kam, dann lief ich den letzten Weg von der U-Bahn auch immer besonders kraftvoll und markant. Einfach um möglichst stark zu wirken und hoffentlich unversehrt zu Hause anzukommen.“

Zwei, die Sally unterstützen wollen: Truckerin Rose (Veronika Ferres) und Detective Gerick (Morgan Freeman). Foto: ZDF und Nick Burchell.

Begeistert schloss sich auch Morgan Freeman dem Projekt an: „Die Tatsache, dass Anna für das Skript und für die Regie verantwortlich war, überzeugte mich. Und ich bin ein riesengroßer Fan von Juliette. Ich habe die meisten ihrer Filme gesehen, wenn nicht alle.“ Im Film selbst gibt es tatsächlich nur ein einziges Zusammentreffen der beiden Oscar-Preisträger am Ende des Films. Aber in dieser Szene sieht man, mit wieviel Respekt und Bewunderung zwei Schauspielikonen aufeinandertreffen.

Quelle: ZDF/Fotos: ZDF und Nick Burchell/Lionsgate,Nick Burchell

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Frank Pfuhl
Frank Pfuhl
SDHB Redaktion Berlin