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Lieber Leierkastenmann-Wussten Sie schon?

(Foto: AdNe)

Lieber Leierkastenmann-Wussten Sie schon?

Die Bundeshauptstadt Berlin mit ihren 12 Bezirken und fast 100 Ortsteilen bietet den Einheimischen und den Gästen eine reiche und buntgemischte Palette an. Dazu zählen neben verstorbenen und lebenden prominenten, manchmal auch kuriosen Menschen die zahlreichen Gebäude, Straßen, Plätze, Parks, Denkmäler und Seen. Wir haben für unsere werten Leser das ein oder andere Interessante aus Berlin heraus gegraben bzw. wiederentdeckt und stellen es vor. Heute führt uns der Besuch in den Bezirk Berlin-Pankow in den Ortsteil Prenzlauer Berg.

In einem Altberliner Gassenhauer heißt es: „Lieber Leierkastenmann, fang nochmal von vorne an. Deine schönen Melodien von der alten Stadt Berlin. Stehste unten auf dem Hof, wird mir gleich ums Herz janz doof“. Willi Kollo (1904 bis 1988) hat das Lied komponiert.

Der Berliner sagt Leierkasten, er meint aber die Drehorgel. Es handelt sich dabei um ein mechanisches Musikinstrument. Wie bei jedem Produkt, muss es Leute geben, die es produzieren.

Leierkästen hat man lange Zeit im Prenzlauer Berg in der Schönhauser Straße angefertigt. Die aus Italien stammende Familie Bacigalupo gehörte zu den berühmtesten Orgelproduzenten in Berlin. Orgeln von Bacigalupo waren weit über die Grenzen Berlins hinaus sehr begehrt. Von 1879 bis 1975 stellte die Familiendynastie der Bacigalupos Leierkästen her. In der Schönhauser Allee 74a fand die Herstellung statt.

Giovanni Battista Bacigalupo (1889 bis 1978) baute erfolgreich das Unternehmen auf. In den knapp 100 Jahren des Bestehens der Unternehmung sprachen die zufriedenen Kunden von der „Bacigalupodrehorgel“ oder von der „Bacigalupo“ oder einfach nur von der „Bac“.

Aus Altersgründen gab Giovanni Battista Bacigalupo 1975, da war er 86 Jahre alt, die Drehorgelproduktion auf. Nachfolger, die die Drehorgelproduktion fortsetzen wollten, gab es nicht. Somit starb die Produktion von Leierkästen im Prenzlauer Berg aus.

Wer heute eine „Bacigalupodrehorgel“, auch „Bacigalupo“ oder auch „Bac“ genannt, besitzt, kann diesen Leierkasten aus Berliner Produktion für ein gutes Sümmchen im vierstelligen bis fünfstelligen Bereich verkaufen. 

Giovanni Battista Bacigalupo und seine Familienangehörigen hat man in Berlin-Pankow in der Schönhauser Allee 74a mit einer Gedenktafel geehrt. 

Eine der zahlreichen Berliner Besonderheiten! 

Text: Volker Neef

Foto: AdNe

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Frank Pfuhl
Frank Pfuhl
SDHB Redaktion Berlin