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DEKRA: „Es gibt zu viel Aggressivität auf Berlins Straßen“

Verkehrsunfall in Berlin (Foto: Frank Pfuhl)

DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2025 „Mobilität im Wandel der Zeit“

„Es gibt zu viel Aggressivität auf Berlins Straßen.“ Mit diesen Worten kommentierte der DEKRA Gebietsleiter für Ostdeutschland, Mario Schwarz, am 4. Juli 2025 die dramatische Entwicklung bei der Zahl der Verkehrstoten in der deutschen Hauptstadt, die von 33 in 2023 auf 55 in 2024 und damit um 66,66 Prozent gestiegen ist. Die Vorstellung des DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2025 fand in Berlin-Reinickendorf am Kurt-Schumacher-Platz statt. Dort befindet sich eine der zahlreichen DEKRA-Niederlassungen.

DEKRA-Niederlassung am Kurt-Schumacher-Platz in Reinickendorf (Foto: Volker Neef)

Bei der Präsentation des Verkehrssicherheitsreportes 2025 „Mobilität im Wandel der Zeit“ wies Schwarz darauf hin, dass 36 der 55 Verkehrstoten (und 10 der 11 getöteten Radfahrer) selbst oder teilweise für ihren Unfall verantwortlich gewesen seien. Dies zeige, wie wichtig umsichtiges und rücksichtsvolles Verkehrsverhalten sei. Jedenfalls sei die Stadt aktuell von der Vision Zero weit entfernt.

Berlins DEKRA Niederlassungsleiter Fabio Tumburus ergänzte, dass es vor diesem Hintergrund auch kein Grund zur Freude sei, dass Berlin mit 15 Verkehrstoten pro 1 Million Einwohner weiter auf Platz eins im bundesweiten Vergleich liege.

Potsdams DEKRA Niederlassungsleiter Mirco Brunnert teilte mit, dass auch in Brandenburg die Zahl der Verkehrstoten gestiegen sei – und zwar von 108 in 2023 auf 114 in 2024 und damit um 5,6 Prozent. Auch im Ländervergleich sei Brandenburg einen Platz nach hinten gerutscht. „Insofern ist die Entwicklung auch bei uns im Lande negativ, wenn auch nicht so dramatisch wie in Berlin“, so Brunnert.

Wie der DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2025 aufzeigt, ist die Zahl der Verkehrstoten in vielen Staaten bis in die 1970er Jahre hinein oder sogar noch darüber hinaus stetig gestiegen. 1972 verzeichnete Deutschland beispielsweise mehr als 21.000 Verkehrstote. Fragen der Verkehrssicherheit spielten bis dahin keine große Rolle. Seitdem ist vor allem in vielen europäischen Ländern die Zahl der Verkehrsunfallopfer rückläufig – mehr oder weniger stetig und mehr oder weniger deutlich.

Im Jahr 2024 mussten die Länder der EU nach vorläufigen Zahlen der EU-Kommission 19.800 Verkehrstote verzeichnen. Gegenüber den unrühmlichen Spitzenwerten der 1970er Jahre entspricht dies einem Rückgang um 70 Prozent. Daneben gibt es weltweit auch schon zahlreiche Städte, die zumindest in einem oder sogar mehreren aufeinanderfolgenden Jahren keine Verkehrstoten zu verzeichnen hatten. Das zeigt die erstmals 2014 beim International Transport Forum in Leipzig vorgestellte und seitdem konsequent gepflegte interaktive DEKRA Vision Zero Map (https://www.dekra-vision-zero.com/map).

Zu dieser grundsätzlich positiven Entwicklung auf internationaler, nationaler und regionaler Ebene haben die unterschiedlichsten Maßnahmen beigetragen – allen voran die Gurtpflicht, Tempolimits, das Verbot des Fahrens unter Alkohol- und Drogeneinfluss, das Verbot der Nutzung von Mobiltelefonen am Steuer, die Helmpflicht für Motorrad-Aufsassen und die obligatorische Verwendung von Kinderrückhaltesystemen. Beim Blick in die Zukunft thematisiert der DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2025 auch die intelligente Vernetzung und die Digitalisierung, die für mehr Sicherheit im Straßenverkehr eine immer wichtigere Rolle spielen werden.

Für die drei DEKRA Experten zeigen die Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte vor allem eins: „Verkehrssicherheitsarbeit darf kein kurzfristiger Aktionismus sein, sondern ist nur als permanenter Prozess erfolgreich.“ Um Unfälle zu vermeiden oder ihre Folgen zu mindern, komme es auf das Zusammenspiel präventiver Maßnahmen in den Bereichen Technik, Organisation und Infrastruktur an. Politik, Verbände und Organisationen müssten mehr denn je an einem Strang ziehen, um jederzeit eine sichere Mobilität für alle zu gewährleisten. Für DEKRA sei das selbstverständlich. „Seit 100 Jahren setzen wir uns für sichere Mobilität ein – das war der Gründungsimpuls und ist bis heute in der DNA unserer Organisation verankert“, so Mario Schwarz. Er sprach eine uralte DEKRA-Zeitschrift an. In der über 100 Jahre alten Zeitung konnte man nachlesen, dass der Faktor Alkohol die Ursache für die meisten Unfälle gewesen ist. Kaum zu glauben ist, dass man bis 1953 in Westdeutschland mit einem Alkoholwert von bis zu 1,5 Promille sich noch ans Steuer setzen durfte. 1973 senkte der Gesetzgeber den Wert auf 0,8 Promille herab. Seit 2001 sind es 0,5 Promille. Fahranfänger dürfen seit 2007 die ersten zwei Jahre grundsätzlich überhaupt keinen Alkohol trinken. In einigen EU-Ländern, wie z. B. Ungarn, Slowakei, Rumänien und Tschechien, gilt ein strenges 0,0 Prozent Alkoholgesetz für alle Verkehrsteilnehmer.

(Foto: Volker Neef)

DEKRA ist eine gegründete deutsche Prüfgesellschaft im Sachverständigenwesen. Mittlerweile ist 100 Jahre alt. Mit rund 49.000 Mitarbeitern sowie einem Umsatz von 3,8 Milliarden Euro im Jahr 2022 ist Dekra die weltweit größte nicht-börsennotierte Prüfgesellschaft. Der Konzern befasst sich schwerpunktmäßig mit der Prüfung von Kraftfahrzeugen aller Art und technischen Anlagen. DEKRA bietet aber auch weitere Dienstleistungen an, die DEKRA-Zentrale ist in Stuttgart ansässig.

Text: Volker Neef

Fotos: Frank Pfuhl; Volker Neef