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Auszubildende aus El Salvador gern gesehen in deutschen Seniorenheimen 

Ministerin Heike Werner, neben ihr Sophia und Dennys (Foto: Volker Neef)

Auszubildende aus El Salvador gern gesehen in deutschen Seniorenheimen 

Wir Deutschen werden immer älter. Das ist eine gute Nachricht. Weniger schön ist die Tatsache, dass im hohen Alter gesundheitliche Gebrechen sich sehr oft bemerkbar machen. 

Manche Seniorinnen und Senioren bekommen dann täglich Besuch von Pflegekräften aus den Reihen der ambulanten Pflegedienste. Andere Mitbürger im Seniorenalter wiederum ziehen in ein Pflege- oder Seniorenheim.

Seit vielen Jahren herrscht sehr großer Mangel an Pflegekräften. Aus dem über 8.100 Kilometer entfernten Land El Salvador in Mittelamerika sind seit einiger Zeit Auszubildende für die Pflegeberufe in Deutschland tätig. Bereits vor ihrer Ankunft in Deutschland haben sie in ihrem Heimatland intensiv die deutsche Sprache gelernt.

Am 19. Oktober reiste von Berlin aus IHRE EXZELLENZ, Frau Florencia Eugenia Vilanova De von Oehsen, die Botschafterin von El Salvador, nach Weimar. Die Frau Botschafterin traf sich in einem Seniorenheim der Einrichtung AZURIT u. a. mit Vertretern aus der Politik, der Altenpflege und der Bundesagentur für Arbeit und deren Vertretern aus den Regionaldirektionen. Der Freistaat Thüringen wurde vertreten durch Frau Ministerin Heike Werner (Die Linke), zuständig für die Bereiche Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie. Die allerwichtigsten Teilnehmer waren unbestritten sechs Auszubildende aus El Salvador. Vier Damen, alle noch in der Ausbildung bei AZURIT im Freistaat Thüringen, nahmen an der Unterredung ebenso teil wie der einzige männliche Teilnehmer, Dennys (24) und Sophia (22). Dennys und Sophia arbeiten in einem Seniorenheim in Berlin-Wittenau am Eichborndamm. Beide haben es fast geschafft! Im November wird ihre Ausbildung zu Ende gehen.

Teilnehmer am Gespräch in Weimar (Foto: Volker Neef)

Unser Medium war bei dieser Zusammenkunft in Weimar vor Ort. Aus Nürnberg angereist kam Vanessa Ahuja. Sie ist Vorständin der Bundesagentur für Arbeit. Ihre Zuständigkeitsbereiche sind Leistungen und Internationales. Sie betonte, man finde trotz intensiver Suche nicht in ausreichendem Maße Arbeitskräfte für die Pflegebranche. Die Realität sieht in Deutschland so aus: Auf vier offene Stellen in der Pflege ist bei den Arbeitsagenturen nur eine arbeitslos gemeldete Pflegefachkraft zu finden. 

IHRE EXZELLENZ, Frau Botschafterin Florencia Eugenia Vilanova De von Oehsen, teilte mit, beide Seiten profitieren von diesem Projekt. Der Fachkräftemangel in der Pflegebranche werde dezimiert durch die jungen Menschen aus El Salvador. Diese haben nun eine berufliche Perspektive. Obwohl die Auszubildenden nur über eine kleine und überschaubare finanzielle Vergütung verfügen, ist es für die Mittelamerikaner, die sehr familienorientiert sind, eine Selbstverständlichkeit, einen Teil des Lohnes zur Unterstützung der Familie nach Hause zu senden.

Wie freudig die Fachkräfte aus Mittelamerika von den Bewohnern in den Seniorenheimen aufgenommen worden sind, konnte die Frau Botschafterin an einem konkreten Beispiel deutlich machen. Der Ministerpräsident des Bundeslandes Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff (CDU), sagte bei einer Begegnung mit der Frau Botschafterin, dass seine Mutter in einem Seniorenheim lebe. Sie hatte dem Sohn mitgeteilt, dass neue Pfleger, die immer mit einer großen Fröhlichkeit ihren Dienst versehen, die Arbeit im Seniorenheim aufgenommen haben. Als der Sohn die Frau Mama befragte, aus welchem Land die neuen, so freundlichen und fröhlichen Pflegekräfte denn stammten, bekam er die Antwort: „Aus El Salvador“. Reiner Haseloff bat die Botschafterin daher: „Frau Botschafterin, bitte bringen Sie noch mehr Azubis aus ihrem Land nach Sachsen-Anhalt mit“!

Von li. na. re.: Vanessa Ahuja; IHRE EXZELLENZ, die Frau Botschafterin; zwei Auszubildende (Foto: Volker Neef)

Die Ministerin Heike Werner betonte, man „kann den jungen Menschen, die eine so weite Anreise auf sich genommen haben und nun fernab von ihren Familien leben, gar nicht genug danken. Meine Tochter war einmal für nur 12 Monate in unserem Nachbarland Belgien, in der Hauptstadt Brüssel, tätig. Bereits nach kurzer Zeit hat sie die Eltern vermisst, mein Mann und ich haben unsere Tochter auch sehr vermisst. Wie muss es dann erst den jungen Menschen ergehen, die aus El Salvador nach Deutschland gekommen sind?“

Vieles, vieles ist Neuland für die Azubis. Auf die Frage, was ihnen besonders an Deutschland gefällt, sagte eine angehende Pflegekraft: „Es gibt hier sogar Fahrpläne für Züge und Busse. Meistens sind die Züge und Busse pünktlich“. Eine andere junge Dame lobte „die geordnete Mülltrennung. Ob Altpapier, Altplastik, Altglas oder Restmüll, Deutsche trennen den Müll“. Ob es mittelamerikanische Höflichkeit war oder andere Gedankengänge eine Rolle gespielt haben, konnte bei der Aussage einer anderen jungen Dame nicht geklärt werden. Man befragte sie, wie ihr die deutsche Küche schmecke? Sie antwortete: „Die deutsche Küche ist ja eigentlich gar nicht schlecht. Habe ich einen freien Tag, koche ich aber ausschließlich Spezialitäten aus meiner Heimat“.

Dennys und Sophia waren sehr Stolz auf folgenden Umstand: Das gemeinsame Foto mit einer deutschen Ministerin!

Die beiden Pflegekräfte aus Wittenau werden es ihren Eltern senden. Sophia erwähnte: „In El Salvador habe ich noch nicht einmal einem Abgeordneten die Hand geschüttelt. In Deutschland hat mich eine Ministerin persönlich per Handschlag begrüßt. Gran Honor! (Große Ehre)!“ Die Ministerin hat auch eine grammatikalische Frage den jungen Gästen aus El Salvador beantwortet. „Man kann Frau Minister, aber auch Frau Ministerin sagen. Es geht grammatikalisch beides“. 

Einen weisen Ratschlag hatte die Frau Ministerin bzw. Frau Minister für die deutschen Beteiligten parat! Heike Werner erklärte: „Die neuen Kolleginnen und Kollegen aus El Salvador dürfen nicht im Spätherbst oder Winter deutschen Boden betreten! Die frühe Dunkelheit und die Kälte sowie der Schnee schrecken ab.“

Es scheint so zu sein, dass es nur dieses Problem zwischen den jungen Leuten aus El Salvador und ihrem Ausbildungsland gibt. Das ist ja eine erfreuliche Nachricht! Ebenso erfreulich ist, dass nach knapp drei Jahren Ausbildung in Deutschland die Abbrecherquote 0,00 Prozent beträgt!

Text/Fotos: Volker Neef

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Frank Pfuhl
Frank Pfuhl
SDHB Redaktion Berlin