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aspekte ‒ Sehnsuchtsort Namibia

"Sehnsuchtsort Namibia" - Laidlaw Peringanda (l.) und Jo Schück (r.) vor den Massengräbern von Ovaherero und Nama in Swakopmund Copyright: ZDF/Till Kind

aspekte ‒ Sehnsuchtsort Namibia

Was das frühere Deutsch-Südwestafrika mit uns zu tun hat

Bei seinem Roadtrip quer durch Namibia hat „aspekte“-Moderator Jo Schück eine Menge Fragen in seinem Gepäck: Welchen Blick haben die jungen Menschen in Namibia auf ihre Geschichte, die oft mit Namen wie Gottfried oder Hildegard die deutsche Vergangenheit ihres Landes unfreiwillig in sich tragen? Bis heute verbindet eine bittere Geschichte von Ausbeutung und Völkermord Namibia und Deutschland. Von 1884 bis 1915 war Namibia die deutsche Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Wie blicken die Menschen in Namibia auf das Versöhnungs- und Entwicklungsprogramm aus Deutschland, und welche Chancen bringt der Deal über grünen Wasserstoff? „aspekte“ am Freitag, 25. August 2023, um 23 Uhr und bereits ab Montag, 21. August 2023, in der ZDFmediathek.

Jo Schück (l.) und die Schauspielerin Girley Jazama (r.) im Musik-Café „Vinyl“ in Windhoek. Foto: ZDF und Till Kind/ZDF.

Kunst, Kultur und Koloniales

Jo Schück beginnt seinen Roadtrip in Namibias Hauptstadt Windhoek. Mit der 28-jährigen Künstlerin Muningandu Hoveka erkundet er das Zentrum der Stadt. Sie ist kein Fan der deutschen Bauten und will mit ihrer Kunst die Dekolonialisierung vorantreiben. Immer mehr junge, namibische Kulturschaffende widmen sich dieser Geschichte. Bis heute seien die Auswirkungen der Kolonialzeit zu spüren, meint die namibische Starschauspielerin und Produzentin Girley Jazama, die in Deutschland durch den Kinofilm „Der vermessene Mensch“ bekannt geworden ist. Trotzdem verliefe die Aufarbeitung schleppend. Ein kulturelles Versöhnungsprojekt hat der Komponist Eslon Hindundu gestartet. Mitte September feiert seine Oper „Chief Hijangua“ Premiere in Berlin. Thema: die Kolonialzeit. Jo Schück besucht eine Probe im College of the Arts in Windhoek.

Koloniale Wunden in Swakopmund

Auch im hübschen Küstenstädtchen Swakopmund hat die Kolonialzeit überdauert. Jo Schück besucht den Aktivisten und Künstler Laidlaw Peringanda, er ist Herero und ein Nachfahre der Opfer deutscher Kolonialverbrechen. Neben seinem Wohnhaus hat er ein kleines Genozid-Museum gegen das Vergessen gegründet. Dort sind Fotos des erbarmungslosen Vernichtungsfeldzugs der deutschen kaiserlichen Truppen gegen die Hereros und Namas zu sehen. Bis heute sei die ungerechte Landverteilung eine Folge der deutschen Kolonialherrschaft. Während viele Herero und Nama in illegalen und ärmlichen Siedlungen leben müssen, besitzen die Nachkommen der Deutschen weiterhin den größten Teil des Landes: mehr 70 Prozent. Jo Schück trifft den Farmer Harry Schneider-Waterberg. Seit 1909 gehört die Rinderfarm Okosongomingo seiner Familie, der Deutschnamibier führt sie in der dritten Generation. Auf einem Teil seiner Farm wütete die sogenannten „Schlacht am Waterberg“ von 1904, der im Genozid an den Herero mündete.

Grüner Wasserstoff made in Namibia

Deutschland bemüht sich um eine Versöhnung mit Namibia. Doch das Abkommen zwischen Namibia und Deutschland, das den deutschen Völkermord anerkennt und 1,1 Milliarden Euro Wiedergutmachungshilfe verspricht, wird bislang von Nama- und Herero-Verbänden blockiert. Aber an anderer Stelle nimmt die Zusammenarbeit Fahrt auf. Namibia hat Wind und Sonne im Überfluss. Ein riesiges Potenzial an erneuerbarer Energie, um grünen Wasserstoff zu produzieren. Das namibische Unternehmen Hyphen Hydrogen in Windhoek und die deutsche Firma Enertrag arbeiten mit Hochdruck an einem Zehn-Milliarden-Dollar-Projekt. Wer wird davon profitieren? Könnte der Boom von grünem Wasserstoff Made in Afrika neue Chancen bieten? Gerade dem trockenen Süden Namibias könnte ein Aufschwung bevorstehen.

Quelle: ZDF/Foto: ZDF und Till Kind/ZDF

Frank Pfuhl
Frank Pfuhl
SDHB Redaktion Berlin