
Müllstrecken, Verwahrlosung, Obdachlosenquartiere-alles Normalzustand?
23. Juni 2025Bildband Eisenbahn: „Eisenbahnknoten Berlin“-Buchvorstellung

Historischer S-Bahnzug (Foto: Volker Neef)
Vom Autor Stefan Högemann stammt das 168 Seiten umfassende Buch „Eisenbahnknoten Berlin“. Es ist im Mai 2025 im VGB/GeraMond Verlag erschienen.
Der Verfasser stellt dem Leser historische und aktuelle Aufnahmen von Berlin und seinen Bahnanlagen vor. Die Zeitreise, bzw. „Bahnreise“, lässt Stefan Högemann 1838 beginnen. Er sagt, die „Eisenbahn ist heute noch facettenreich, auch wenn die Ära der Interzonenzüge und des noch lange anhaltenden Reichsbahndampfs längst vorbei ist“.

S-Bahn (Foto: Volker Neef)
Viel Aufmerksamkeit widmet er der S-Bahn. Der Autor berichtet von wandelnden Streckennetzen, der Teilung Berlins, von besonderen Bahnhöfen und deren wechselvoller Geschichte. Wer kann es heute noch glauben, dass es völkerrechtliche Besonderheiten auf dem Streckennetz der S-Bahn und den Bahnsteigen gegeben hatte bis zur Wiedervereinigung? Mancher Bahnhof, wie zum Beispiel die zum Bezirk Pankow gehörenden S-Bahnhöfe Wollankstraße und Wilhelmsruh, konnten von DDR-Seite aus nie betreten werden. Mal abgesehen von DDR-Grenzern. S-Bahnfahrgäste konnten im damaligen Bezirk Wedding an der Wollankstraße aussteigen. In Wilhelmsruh stieg man aus und war im Bezirk Reinickendorf.

S-Bahnhof Berlin-Wilhelmsruh (Foto: Volker Neef)
Gab es auf einem S-Bahnhof, der vollständig in Westberlin gelegen hatte, wie z. B. der Station Humboldthain im französischen Sektor im Wedding, eine Schlägerei von angetrunkenen Halbstarken, durfte die Westberliner Polizei nicht eingreifen. Die Bahnanlagen der gesamten S-Bahn gehörten zum Hoheitsbereich der DDR. Die Militärpolizei der drei Westmächte Frankreich, USA und Großbritannien durfte allerdings eingreifen.
Auf S. 82 spricht der Verfasser die Geschichte des „Stettiner S-Bahnhof“ an. Heute ist dort das „Nordbahnhof Carre“. Mit über 1.300 Mitarbeitern befindet sich hier der größte Bürostandort der Deutschen Bahn AG.

(Foto: Volker Neef)
Stefan Högemann widmet sich erfreulicherweise auch intensiv den Privatbahnen. Auf den S. 148 bis 157 berichtet er von der Niederbarnimer Eisenbahn, der Heidekrautbahn, der Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn AG, der Havelländischen Eisenbahn (hvle), der Industriebahngesellschaft Berlin (IGB) und der Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft (BEHALA).

Cover „Eisenbahnknoten Berlin“ (Foto: VGB/GeraMond Verlag)
Das Werk „Eisenbahnknoten Berlin“ aus dem VGB/GeraMond Verlag von Stefan Högemann ist nicht nur ein Buch. Wer sich an den zahlreichen Abbildungen erfreut hat und alles Wissenswerte dazu gelesen hat, möchte unverzüglich einige der erwähnten Orte aufsuchen. Ebenso wird man angeregt, an Sonderfahrten in historischen Zügen der S-Bahn teilzunehmen. Das Werk kostet im deutschen Buchhandel 34,99 Euro.
Text: Volker Neef
Fotos: Volker Neef; VGB/GeraMond Verlag