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Hanjo: Oper im Haus der Kunst München mit der Bayerischen Staatsoper 

Szenenbild Hanjo (Foto: Judith Buss)

Hanjo: Oper im Haus der Kunst München mit der Bayerischen Staatsoper 

 Eine besondere Zusammenarbeit des Haus der Kunst und der Bayerischen Staatsoper machen ein beeindruckendes Opernprojekt möglich: Hanjo – komponiert von Toshio Hosokawa. 

 Ist es die tragische Liebe eines verrückten Mädchens? 

 Im Zentrum der Handlung steht Hanako (filigran und stark: Sarah Aristidou), deren Leben aus Warten besteht seit sie und ihr Geliebter Yoshio (man spürt sein Leiden: Konstantin Krimmel) getrennten Weges gingen. Er muss fort und beide tauschen ein Pfand der Liebe: Einen Fächer mit dem Motiv der Mondblume. Seitdem sitzt Hanako jeden Tag auf einer Bank am Bahnhof und wartet auf den Geliebten. Sie prüft die Gesichter aller ankommenden Männer. Nun sind schon drei Jahre vergangen und viele halten sie für geistig verwirrt. Eines Tages kehrt Yoshio zurück und fordert Hanako. Doch Hanako möchte ihn nicht wieder erkennen. Die Liebe ist verweht und sein Gesicht erscheint wie das aller Männer: Leblos. Das Warten und Zusammensein mit der Künstlerin Jitsuko (hat glaubhaft die Fäden in der Hand: Charlotte Hellekant) ist ihr zum Lebensinhalt geworden.

Und immer wieder stellt sich die eine Frage: Wie wäre es wenn du dein ganzes Leben dem Warten hingeben würdest? Dem absichtslosen Warten. 

 Die Inszenierung von dem Choreographen Sidi Larbi Cherkaoui ist großartiges Musiktheater. Es kann sich die Frage stellen: Wozu sollte ein Choreograph eine Oper inszenieren? Die Antwort folgt gleich in den ersten Bildern: Die Darsteller singen und sprechen. Die Handlungen werden von TänzerInnen gespiegelt, dargestellt und ausgeführt. Musik, gesungene und gesprochene Texte, Bühnenbild, Kostüme, Tanz und Licht ergänzen und unterstützen einander. So entsteht für die Zuschauer eine intensive Wirkung. Das Publikum ist jede Sekunde lang gefangen. Das Münchner Kammerorchester spielt die komplexe Komposition und die fragilen Klangtexturen, geleitet von Lothar Koenigs, mit großer Akribie und Konzentration. 

Szenenbild Hanjo (Foto: Judith Buss) 

Die Bühne ist ein Rechteck und steht in der Mitte des Publikums. Der Aktionskünstler Rirkrit Tiravanija definiert den Raum durch ein Gerüst aus Plexiglas. Der gesamte Quader kann gedreht und bewegt werden. Und diese Eigenschaft nutzt die Inszenierung sehr inspiriert. Alle weiteren Requisiten auf der Bühne wie eine Staffelei, ein Stuhl oder Bilderrahmen sind ebenfalls aus transparentem Plexiglas gestaltet. Durch eine Beleuchtung von mehreren Seiten ergeben sich äußerst interessante Schattenbilder an der Wand und sie wirken fast wie Geister in einer nebeligen Welt. Unterstützt wird das optische Gesamtbild durch insgesamt neun Tänzerinnen und Tänzer, die sehr agil die Handlung der drei Protagonisten unterstützen. Während die Sänger wenig agieren und sich an ihre Laufwege halten, so werden die Handlungen und Dialoge durch die TänzerInnen ausgedrückt und gespiegelt. So entstehen spannende Sequenzen der Interaktion. 

Das Publikum im ausverkauften Haus weiß dieses Gesamtkunstwerk zu würdigen.
Die Oper endet mit der Erkenntnis: Das ist, was Warten heißt: Oh wundervolles Leben. 

 Weitere Informationen: https://www.staatsoper.de/stuecke/hanjo

Text: Joachim Skambraks, Stimme der Hauptstadt Berlin – Chefredaktion München und Bayern 

Foto: Judith Buss

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Frank Pfuhl
Frank Pfuhl
SDHB Redaktion Berlin