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Dokumentarfilm gewinnt den Goldenen Bären

Nicolas Philibert (Foto: Volker Neef)

Dokumentarfilm gewinnt den Goldenen Bären

Am 26. Februar beantwortete die US-Schauspielerin Kristen Stewart (32), wer bei der 73. Berlinale den Goldenen Bären mit nach Hause nehmen darf.

Die Juryvorsitzende und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter überreichten diese Ehrung dem französischen Regisseur Nicolas Philibert (72). Mit seinem Dokumentarfilm „Sur l’Adamant“ konnte er die Jury überzeugen. Von den 16 Filmen im Wettbewerb war „Sur l’Adamant“ der einzige Dokumentarfilm. Nie zuvor in der Geschichte der Berlinale konnte ein Dokumentarfilm diese Würdigung erfahren. 

Nicolas Philibert berichtet von einer ungewöhnlichen Tagesklinik. Es handelt sich dabei um ein Schiff. Auf dem Pariser Fluss Seine ist die Fachklinik schwimmend untergebracht.

An Bord finden psychisch kranke Menschen viel Aufmerksamkeit, sinnvolle Beschäftigung und Hilfsangebote. Die Patienten können an Workshops teilnehmen, ebenso an Kursen. Das man ihnen zuhört, dass man mit ihnen redet, ist für sie ein Geschenk. Zu oft hat man sie auf der Straße oder sogar in anderen medizinischen Einrichtungen als „Spinner, Irre, Geisteskranke, total Verwirrte“ bezeichnet. Die schwimmende Fachklinik ist zugleich Zentrum eines größeren Netzwerks.

Als sein Name bekanntgegeben wurde, fragt der Regisseur in Richtung von Kristen Stewart recht ungläubig: „Sind Sie verrückt?“ Auf der anschließenden Pressekonferenz sagte er: „Ich bin tief bewegt, ich fühle mich geehrt, ich bin sehr stolz“. Lobende Worte an die Verantwortlichen der Berlinale kamen auch von ihm. „Es ist ja nicht so, dass man bei jedem Filmfestival überhaupt einen Dokumentarfilm im Wettbewerb zulässt. In Berlin ist das glücklicherweise gestattet“. 

Mit dem Silbernen Bären für die beste Regie an Philippe Garrel ehrte die Jury den nächsten Franzosen des Abends. Für „Le grand chariot“ bekam Philippe Garrel die Würdigung. 

Philippe Garrel (Foto: Volker Neef)

Deutsche Filmschaffende gehörten erfreulicherweise auch zu den Gewinnern. Der Regisseur Christian Petzold erhielt den Großen Preis der Jury für „Roter Himmel“. 

Christian Petzold (Foto: Volker Neef)

In der Geschichte der Berlinale erhielt erstmals ein Kind den Schauspielpreis. Man ehrte Sofía Otero für die beste schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle. Im Coming-of-Age-Film „20.000 especies de abejas“ („20.000 Species of Bees“) spielt die Spanierin ein achtjähriges Kind. Es ist auf der Suche nach seiner geschlechtlichen Identität.

Sofía Otero (Foto: Volker Neef)

Thea Ehre erhielt den Silbernen Bären für die beste schauspielerische Leistung in einer Nebenrolle. Die aus Österreich stammende Künstlerin spielt in Christoph Hochhäuslers Krimi „Bis ans Ende der Nacht“ eine Transfrau.

Thea Ehre (Foto: Volker Neef)

Der deutschen Filmemacherin Angela Schanelec (61) wurde für ihre Ödipus-Adaption „Music“ der Drehbuchpreis verliehen.   

Weitere Gewinner sind Regisseur João Canijo und Kamerafrau Hélène Louvart. Der Portugiese João Canijo (65) konnte mit „Mal Viver“ die Jury überzeugen. Die Französin Hélène Louvart (59) beeindruckte das Gremium mit ihren Leistungen für den Spielfilm „Disco Boy“. 

Für den Kurzfilm „Les chenilles“ von Michelle und Noel Keserwany über Frauen im Libanon gab es Gold. Silber gab es für den Aborigine-Film „Dipped in Black“ von Matthew Thorne und Derik Lynch. Die Dokufiction „The Klezmer Project“ von Leandro Koch und Paloma Schachmann wurde als bester Erstlingsfilm geehrt. 

Paloma Schachmann und Leandro Koch (Foto: Volker Neef)
Michelle und Noel Keserwany (Foto: Volker Neef)

Die Jury des „Wettbewerbs Encounters“ vergab den Spezialpreis an den Tibet-Film „Samsara“.  Der spanische Regisseur  Lois Patiño (40) ist für ihn verantwortlich. 

Für sein Regiedebüt „Orlando, ma biographie politique“ ehrte man den spanischen Queer-Philosophen Paul B. Preciado (52). Die in El Salvador geborene Tatiana Huezo (52) wurde für ihren Dokumentarfilm „El eco“ geehrt. Sie berichtet über eine Familie in einem abgelegenen Dorf im Hochland von Mexiko. 

Paul B. Preciado (Foto: Volker Neef)
Tatiana Huezo (Foto: Volker Neef)

Der aus Belgien stammende Regisseur Bas Devos (39) erhielt eine Auszeichnung für seinen Migrantenfilm „Here“. Es geht in diesem Filmdrama um einen rumänischen Bauarbeiter, der in Belgien sein Geld verdient. 

Bas Devos (Foto: Volker Neef)

Am 26. Februar enden die 73. Filmfestspiele Berlinale.

Text/Foto: Volker Neef

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Frank Pfuhl
Frank Pfuhl
SDHB Redaktion Berlin